Die Ukraine ist neben Russland einer der wichtigsten Weizenexporteure. Ägypten importiert vier Fünftel seines Bedarfs aus beiden Ländern, auch der Sudan, Bangladesch oder Nigeria beziehen viel Weizen von dort. Doch Weizen, Mais und Sonnenblumenöl werden seit der russischen Invasion in der Ukraine kaum mehr ausgeführt. Schiffe laufen nicht aus, Landwirte haben Probleme, ihre Felder zu bestellen. Weil diese Güter auf dem Weltmarkt knapp werden und andere Länder Versorgungslücken ausgleichen, steigen die Preise für Weizen und Co auf Rekordhöhe.
Während Spekulanten an der Börse damit Geld verdienen, können sich ärmere Menschen, etwa in Ägypten und dem Irak, alltägliche Lebensmittel kaum noch leisten. Auch das UN-Welternährungsprogramm bekommt fürs gleiche Geld weniger. Um die Hungerkrise dennoch abmildern zu können, braucht es schnell mehr Geld von den internationalen Gebern.
Eine ernste Krise ist das. Doch Panik wäre jetzt genau die falsche Reaktion. Wenn Regierungen in einzelnen Ländern Exporte beschränken, hätte das den gleichen Effekt wie Hamsterkäufe im Supermarkt: Sie machen die Situation nur schlimmer. Es brauche mehr internationale Koordinierung, fordert daher die Chefin der Welthandelsorganisation, die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala, zu Recht. Nur so lassen sich globale Märkte für Nahrungsmittel, Energie und Rohstoffe stabilisieren. Denn trotz der Krise: Es ist genug Nahrung für alle da. In wichtigen Ländern wie Indien, Australien oder den USA sind die Ernten gut und die Speicher gefüllt, das Getreide kann umverteilt werden. Und auch Reis, Hirse oder Bohnen machen Menschen satt.
Unabhängiger von Importen werden
Dennoch gilt es, Lehren aus der Situation zu ziehen. Auf lange Sicht müssen gerade Länder des globalen Südens unabhängiger von Importen werden. Länder im südlichen Afrika zum Beispiel könnten sich viel mehr selber versorgen. Und nicht nur sie brauchen eine möglichst widerstandsfähige Landwirtschaft – durch agrarökologischen Anbau, durch Saatenvielfalt statt Monokulturen und durch effiziente Technologien. Auch wir brauchen sie: damit wir uns in der nächsten Krise selbst versorgen können. Und damit größere Teile der Ernte der Dauerbedrohung durch Klimawandel, Dürren oder Überschwemmungen standhalten. Daher gilt: Keine Panik, besonnen reagieren!
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