Sexismus im Parlament

Afrika
Eine Befragung unter afrikanischen Politikerinnen hat gezeigt, dass sexuelle Belästigung in parlamentarischen Institutionen sehr häufig vorkommt. Das ist nicht nur ein Problem für die Frauen, sondern für die gesamte Gesellschaft. 

Es gibt immer noch viel zu wenige politische Entscheidungsträgerinnen: Gerade ein Viertel aller Parlamentsmitglieder weltweit sind Frauen. Und viele von ihnen haben schon sexuellen Missbrauch, Diskriminierung oder Todesdrohungen erlebt. Das hat eine neue Studie der Inter-Parliamentary Union (IPU) in der Schweiz in Zusammenarbeit mit der African Parliamentary Union (APU) ergeben. 

Dafür wurden 224 Parlamentarierinnen und Parlamentsmitarbeiterinnen aus 50 afrikanischen Ländern befragt. Zwei Drittel gaben an, von ihren männlichen Kollegen schon einmal sexistische Kommentare gehört zu haben, knapp die Hälfte hatte sexistische Attacken über das Internet und soziale Medien erlebt. Von den Parlamentarierinnen wurden zwei Fünftel schon mit dem Tod oder mit Vergewaltigung bedroht oder damit, dass ihren Angehörigen etwas angetan würde. 40 Prozent gaben an, schon sexuell belästigt worden zu sein. Unter Mitarbeiterinnen von Parlamentsmitgliedern gaben 18 Prozent an, dass Vorgesetzte sie schon einmal für Beförderungen oder ähnliches um sexuelle „Gefallen“ gebeten hätten. Die Täter sind hier mehrheitlich männliche Parlamentarier, nicht immer aus der eigenen Partei. Onlineattacken kommen oft aus der Bevölkerung oder sind anonym. 

Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass vor allem psychische Gewalt (also zum Beispiel sexistische Kommentare, Onlineattacken oder Todesdrohungen) gegen Frauen in Parlamenten weltweit vorkommt. Doch die Fallzahlen bei der sexuellen  und der physischen Gewalt in Afrika seien deutlich höher als in Europa und im globalen Durchschnitt. 

Männliche Kollegen müssen betroffene Frauen unterstützen

Natürlich wirkten sich all diese Übergriffe auf die Gesundheit und die Psyche der Betroffenen aus. Gesellschaftlich könnten sie zur Folge haben, dass sich Frauen aus der Politik zurückziehen oder sich gar nicht erst engagieren, schreiben die Autoren. Dabei gibt es durchaus Normen, die sexuelle Gewalt an Frauen verhindern sollen. Angefangen bei der UN-Konvention zur Eliminierung aller Formen von Diskriminierung gegen Frauen (CEDAW) über eine ILO-Konvention bis hin zu nationalen Gesetzen. Immerhin 33 afrikanische Länder haben Gesetze gegen Gewalt an Frauen, gegen geschlechterbezogene oder häusliche Gewalt oder gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Tunesien ist bis jetzt das einzige afrikanische Land, das auch jede Art von Gewalt verbietet, die darauf zielt, Frauen von politischer Tätigkeit oder der Ausübung ihrer Freiheitsrechte abzuhalten. Neben der Anwendung der Gesetze fordern die Autoren und die Befragten Gremien in Parlamenten und Parteien, bei denen Betroffene Übergriffe melden können und die sie unabhängig untersuchen. Empfohlen werden auch regelmäßige Trainings für alle Parlamentarier über Diskriminierung, sexistische Witze und sexuelle Belästigung sowie Beratungs- und Unterstützungseinheiten für Betroffene, die außerhalb des parlamentarischen Betriebs angesiedelt sind. Nicht zuletzt müssten die männlichen Kollegen selbst ins Boot geholt und ermutigt werden, die betroffenen Frauen zu unterstützen und die Täter zu melden. 

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