Im April 2020 schlug die Weltbank Alarm: Wegen der Corona-Pandemie könnten die sogenannten Rücküberweisungen (remittances) in ärmere Länder so stark wie nie zuvor einbrechen. Die in Washington ansässige Entwicklungsbank befürchtete, dass Arbeitsmigranten aus diesen Ländern besonders stark unter der pandemiebedingten Wirtschaftskrise leiden und deshalb weniger Geld in ihre Heimat zurückschicken könnten. Doch die Rücküberweisungen sind weniger stark gesunken als befürchtet, wie ein neuer Bericht der Weltbank zeigt.
Danach haben Arbeitsmigranten im Jahr 2020 insgesamt 540 Milliarden US-Dollar an Freunde, Verwandte oder Bekannte in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen überwiesen. Das sind lediglich 1,6 Prozent weniger als im Jahr 2019 (548 Milliarden US-Dollar). Damit lag die Summe der Rücküberweisungen auch im ersten Corona-Jahr deutlich über der öffentlichen Entwicklungshilfe und den ausländischen Direktinvestitionen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Mehr Geld über offizielle Kanäle verschickt
Dass die Rücküberweisungen nur leicht gesunken sind, hat der Weltbank zufolge mehrere Gründe. Unter anderem sei die Wirtschaftskrise in vielen Einwanderungsländern weniger schlimm ausgefallen als prognostiziert; in vielen Ländern hätten auch Migrantinnen und Migranten von staatlichen Sozialprogrammen profitiert. Zudem hätten viele an eigenen Ausgaben gespart, um ihre Familien in der Heimat zu unterstützen.
Allerdings könnten die erfreulichen Zahlen auch damit zusammenhängen, dass mehr Geld als zuvor über offizielle Kanäle wie Banküberweisungen oder über Online-Dienste verschickt wurde. So hätten viele Menschen das Geld nicht wie zuvor selbst über die Grenze gebracht, sondern über digitale Kanäle verschickt, erklärt die Weltbank. Wie sich die Pandemie auf die informellen Geldflüsse ausgewirkt habe, sei schwer zu beurteilen.
Insgesamt gab es bei der Entwicklung der Rücküberweisungen große regionale Unterschiede. Die mit Zielen in Subsahara-Afrika sind mit minus 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr besonders stark gesunken. Auch im Asien-Pazifik-Raum, Zentralasien sowie in europäischen Ländern wie Bulgarien oder Georgien haben Menschen weniger Geld aus der Ferne erhalten als im Jahr 2019. In Lateinamerika, Südasien und Nordafrika hingegen kamen im ersten Corona-Jahr mehr Rücküberweisungen an als im Jahr 2019.
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