Geldüberweisungen von Migranten im Ausland zurück in ihre Heimat gelten als wertvolle Form der Entwicklungshilfe. Zu Recht?
Für die Angehörigen sind Rücküberweisungen eine wunderbare Sache. Sie lindern die Armut und helfen in der Not, etwa nach Naturkatastrophen. Und sie machen es Familien möglich, für private Bildung und für medizinische Versorgung zu bezahlen. Aber: Es ist nicht belegt, dass Rücküberweisungen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung beitragen.
Welche Risiken bergen Rücküberweisungen?
Unsere Forschung zeigt Nachteile ihrer wunderbaren Wirkung: Die Empfänger sind versucht, weniger zu arbeiten, größere Risiken einzugehen und höhere Löhne zu verlangen. In der Folge steigen die Preise, vor allem von Dienstleistungen. Rücküberweisungen mögen zwar die Steuereinnahmen von Regierungen erhöhen, aber unsere Arbeiten zeigen, dass dieses zusätzliche Geld nicht automatisch produktiv genutzt wird. Schlimmer noch: Regierungen, die wissen, dass ihre Bürgerinnen und Bürger Geldüberweisungen erhalten, fühlen sich weniger verpflichtet, öffentliche Güter und Dienstleistungen bereitzustellen. Die Regierungsführung verschlechtert sich also in solchen Ländern. Rücküberweisungen führen zu einer Aufwertung der heimischen Währung zum Nachteil der Exportwirtschaft. Und die bessere Bildung und Gesundheit führen dazu, dass Empfänger auswandern und ihr Glück im Ausland versuchen.
In welchen Ländern wirken diese Nachteile?
Unsere Arbeiten zeigen, dass sie akut werden, wenn die Rücküberweisungen einen Schwellenwert von etwa vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts übersteigen.
Wie können die Risiken eingedämmt werden?
Rücküberweisungen sind dann nützlich, wenn die Regierungsführung gut ist. Deren Qualität sollte also im Fokus stehen. Regierungen sollten außerdem in die Infrastruktur investieren, um die Nachteile für die Exportwirtschaft zu dämpfen – und um generell die Produktivität der Wirtschaft zu erhöhen.
Sollten Rücküberweisungen stärker reguliert werden, etwa von den Ländern, in denen die Migranten leben und arbeiten?
Nein. Die Überweisungen sind eine Lebensader für Millionen von Familien, die unter schwierigen Bedingungen leben. Die Regierungen der Empfängerländer sind es, die liefern müssen: Sie müssen mehr tun, um ihre Bürger mit hochwertigen öffentlichen Gütern zu versorgen.
Das Gespräch führte Tillmann Elliesen.
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