Die katholischen Bischöfe in Nigeria warnen vor einer drohenden Spaltung des Landes. In einer gemeinsamen Erklärung beklagen sie schwerwiegende Mängel staatlicher Institutionen und insbesondere deren Unfähigkeit, Sicherheit für alle zu gewährleisten. Hintergrund sind die Massenentführungen in den vergangenen Monaten.
Der „Drang zur Selbstverteidigung“ gewinne rasch an Boden, heißt es in der Erklärung. „Viele ethnische Gruppen schlagen lautstark die Trommeln des Krieges und fordern nicht nur mehr Autonomie, sondern auch den endgültigen Verzicht auf einen föderativen Staat, in den sie jegliches Vertrauen und Zugehörigkeitsgefühl verloren haben.“ Diese Forderungen nach ethnischer Sezession sollten nicht ignoriert oder auf die leichte Schulter genommen werden, so die Bischöfe.
Kriminelle Banden verbreiten Angst und Schrecken
Dschihadistische Gruppen wie Boko Haram, aber auch kriminelle Banden verbreiten seit einiger Zeit mit Massenentführungen insbesondere von Mädchen zunehmend Angst und Schrecken. Allein im Februar hatte es drei Entführungen gegeben, bei denen Hunderte von Menschen als Geiseln genommen wurden. Während kriminelle Banden vor allem auf Lösegelder aus sind, verfolgt Boko Haram seit Jahren außerdem das Ziel, im Nordosten des Landes einen islamischen Staat zu gründen. im Jahr 2014 hatten sie mit der Entführung von 276 Mädchen aus einer christlichen Schule in Chibok weltweit für Entsetzen gesorgt. Bis heute fehlt von vielen der Mädchen jede Spur. Der Regierung von Präsident Muhammadu Buhari wird seit Jahren von vielen Seiten vorgeworfen, zu wenig gegen Boko Haram und andere kriminelle Gruppen zu unternehmen.
In ihrer Erklärung warnen die Bischöfe die Regierung davor, zivilgesellschaftliche Akteure, die sich seit Jahren für Versöhnung und Einheit in der Bevölkerung einsetzen, könnten angesichts der Untätigkeit der Politik entmutigt aufgeben. Die Bundesregierung müsse dringend ihrer Pflicht nachkommen und für Sicherheit sorgen. Dabei dürfe sie nicht nach ethnischen und religiösen Vorurteilen, sondern nach objektiven Grundsätzen wie Korrektheit, Gerechtigkeit und vor allem Aufrichtigkeit handeln. „Wir sprechen diese Warnung aus einer tiefen patriotischen Liebe zu unserer Nation aus“, unterstreichen die Bischöfe. Das „Projekt Nigeria“ als prosperierende Nation unter dem Schutz Gottes sei nach wie vor machbar und gewünscht. Allerdings müsse in dieses Projekt auch investiert werden. „Wir sind davon überzeugt, dass eine Spaltung weitaus höhere Kosten verursacht als das, was nötig ist, um uns zusammenzuhalten.“
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