Aachen - Der Aachener Friedenspreis rückt in diesem Jahr das Schicksal von Flüchtlingen in Nordafrika und die Wohnungsnot in brasilianischen Metropolen in den Fokus. Geehrt werden der französische Priester Antoine Exelmans und das Menschenrechtszentrum Gaspar Garcia im brasilianischen São Paulo, wie der Friedenspreis-Verein am Montag in Aachen mitteilte. Die üblicherweise für den 1. September vorgesehene Verleihung der Auszeichnung findet wegen der Corona-Pandemie erst am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, statt.
Der Priester Exelsmans erhält den Friedenspreis für seinen "selbstlosen Einsatz" für Flüchtlinge im marokkanischen Oujda. In dem Ort direkt an der algerischen Grenze biete der Menschenrechtler seit dreieinhalb Jahren Migranten in seinem Gemeindezentrum und in der Kirche Notunterkunft, medizinische Versorgung und Beratung. Dabei kümmere er sich besonders um unbegleitete Jugendliche und versuche, ihnen Möglichkeiten zur Berufsausbildung zu geben.
Mit der Preisvergabe an den Priester wolle der Trägerverein nicht nur dessen Engagement würdigen, sondern auch das Thema Flucht und Geflüchtete erneut ins Bewusstsein rücken, hieß es. Gegen das Leid, das Menschen auf der Flucht erlebten, helfe letztendlich nur die Beseitigung aller Fluchtursachen. Nötig seien also die Beendigung von Kriegen und Konflikten, die Bekämpfung von Armut und die Schaffung von Klimagerechtigkeit.
Zweiter Preisträger ist das Menschenrechtszentrum Gaspar Garcia, das von Zwangsräumungen und Vertreibungen bedrohten Einwohnern der brasilianischen Metropole São Paulo rechtlichen Beistand leistet. Mit 21 Millionen Einwohnern zähle São Paulo zu den bevölkerungsreichsten Städten der Welt, erklärte der Friedenspreis-Verein. In der Folge gebe es einen dramatischen Mangel an Wohnraum und horrende Mietpreise. Mehr als drei Millionen Menschen lebten in prekären Wohnverhältnissen, über 15.000 seien obdachlos.
Unter der rechts-konservativen Regierung von Staatspräsident Jair Bolsonaro verschärfe sich die soziale Spaltung im Land weiter, hieß es. In dieser Situation stehe das Menschenrechtszentrum, das unter anderem vom katholischen Hilfswerk Misereor unterstützt wird, Familien mit juristischem Beistand zur Seite und engagiere sich darüber hinaus für Obdachlose, Straßenhändlerinnen und Müllsammler. Die Auszeichnung mit dem Friedenspreis solle Wertschätzung für diese Menschenrechtsarbeit ausdrücken und zugleich auf die Folgen sozialer Ungleichheit aufmerksam machen.
Die Preisträger werden bei der Vergabe nicht persönlich anwesend sein, sondern per Video zugeschaltet. Für das brasilianische Menschenrechtszentrum wird der Anwalt und Sozialarbeiter Benedito Roberto Barbosa sprechen. Die Laudatio soll der ehemalige Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi (Linke) halten.
Seit 1988 zeichnet der Verein jedes Jahr Menschen und Gruppen aus, die sich für Frieden und Verständigung engagieren. Geehrt werden vor allem noch unbekannte Projekte oder Personen. Sie erhalten ein Preisgeld von 2.000 Euro und erfahren meist viel Unterstützung durch die öffentliche Aufmerksamkeit. Die Auszeichnung ist in der Regel zweigeteilt und geht an zwei verschiedene Initiativen oder Personen.
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