Breite Rückendeckung für Simbabwes Bischöfe

PHILIMON BULAWAYO/REUTERS

Klinikpersonal protestiert im Juli in Simbabwes Hauptstadt Harare gegen miserable Arbeitsbedingungen.
 

Politische Repression
In einem geharnischten Hirtenbrief haben die katholischen Bischöfe in Simbabwe das repressive Vorgehen der Regierung gegenüber Kritikern verurteilt. Einzelne Regierungsmitglieder diffamierten daraufhin den Erzbischof von Harare. Kirchen und Kirchenbünde weltweit unterstützen die Glaubensbrüder im südlichen Afrika. 

Von den Hoffnungen, die viele in Simbabwe vor drei Jahren nach der Amtsübernahme von Emmerson Mnangagwa hatten, ist nicht viel übriggeblieben. Die Wirtschaft liegt am Boden, im Gesundheitssystem hat sich nichts verbessert, Armut und Hunger nehmen zu. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat all diese Krisen noch verschärft. Doch auf Kritik reagiert die Regierung zunehmend mit Repression. Als die Opposition Ende Juli zu Protesten aufrief, erklärte die Regierung die Demonstrationen wegen der Corona-Gefahr als illegal und drohte offen mit dem Einsatz der Sicherheitskräfte. Zahlreiche Oppositionelle wurden verhaftet. 

Mitte August haben die katholischen Bischöfe von Simbabwe, die knapp zehn Prozent der Bevölkerung vertreten, einen Hirtenbrief veröffentlicht, in dem sie das Vorgehen der Regierung scharf verurteilen. Es sei bedauerlich, dass die Regierung nicht bereit sei, in den Dialog mit der Kirche und der Zivilgesellschaft zu treten. „Vielen Menschen steckt heute die Angst im Nacken. Ist das das Simbabwe, das wir wollen?“, schreiben die Bischöfe in ihrem Brief. Eine andere Meinung zu haben, bedeute nicht, ein Feind der Regierung zu sein; aus unterschiedlichen Meinungen entstünden Lösungen. „Unsere Regierung aber bezeichnet jeden, der anders denkt, automatisch als Feind des Landes: Das ist Missbrauch!“

Informationsministerin greift Erzbischof scharf an

Die Regierung wies jegliche Kritik von sich und verwies auf die Wirtschaftssanktionen, unter denen das Land zwei Jahrzehnte zu leiden hatte. Informationsministerin Monica Mutsvangwa ging in ihrer Kritik noch weiter und griff den Erzbischof von Harare, Robert Ndlovu, persönlich an. Er befördere die ethnische Spaltung des Landes und sei „ein böser und irrender Bischof“. Sie verglich Ndlovu mit Athanase Seromba, einem ruandischen Priester, der im Jahr 2006 vom internationalen Strafgerichtshof für Ruanda zu 15 Jahren Haft wegen Völkermords verurteilt worden war. 

Simbabwes Justizminister Ziyambi Ziyambi bezeichnete den Hirtenbrief der Bischöfe als „komplette Beleidigung“ des Präsidenten. Die Regierung sehe sich gezwungen, den Vatikan einzuschalten, um festzustellen, ob solche Aussagen die offizielle Haltung des Heiligen Stuhls gegenüber der Führung Simbabwes widerspiegelten oder ob dies lediglich die Ansichten einzelner Personen seien. 

Eine Stellungnahme aus Rom gab es bisher nicht, wie häufig in solchen Fällen. Dafür hatte aber der apostolische Nuntius in Simbabwe, Paolo Rudelli, den Erzbischof von Harare sofort nach den verbalen Angriffen aufgesucht, was vom vatikanischen Nachrichtendienst als Solidaritätsbesuch bezeichnet wurde. 

Evangelische Gemeinschaft hält zu den Bischöfen

Rückendeckung gab es auch von evangelischer Seite, die mit fast 70 Prozent Anteil and er Bevölkerung die größte aller Konfessionen in Simbabwe ist. „Wir stehen hinter dem, was die katholischen Bischöfe sagen“, heißt es in einer Erklärung der Evangelischen Gemeinschaft von Simbabwe. Auch die anglikanische Kirche von Simbabwe stellte sich hinter die Bischöfe. Es sei Pflicht der Kirche, die Politik zur Rechenschaft zu ziehen. Von internationaler Seite stellten sich die Bischöfe des gesamten südlichen Afrikas hinter Ndlovu. Anstatt sich mit dem Inhalt des Hirtenbriefes zu befassen, greife die Regierung die Bischöfe an, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Der Ökumenische Rat der Kirchen, der Lutherische Weltbund, die Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen und der Weltrat methodistischer Kirchen drückten ihre Sorge über die Situation in Simbabwe aus. „Wir sind solidarisch mit allen Menschen in Simbabwe, die sich nach dem Respekt der Menschenrechte, nach Gerechtigkeit sowie nach physischer und wirtschaftlicher Sicherheit sehnen “, heißt es in der Erklärung. 

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erschienen in Ausgabe 10 / 2020: Idealismus und Karriere
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