Berlin/Aachen - Die beiden kirchlichen Hilfswerke "Brot für die Welt" und Misereor feiern 50 Jahre fairen Handel. An die Anfänge der Bewegung im September 1970 mit Handelsbeziehungen und fairen Preisabsprachen mit Kleinbauern und Initiativen in Entwicklungsländern erinnern verschiedene Veranstaltungen vom 11. bis 25. September sowie eine digitale Auftaktveranstaltung am Donnerstag, wie die beiden Hilfswerke der evangelischen und katholischen Kirche am Montag in Berlin und Aachen ankündigten.
Die beiden Organisationen appellieren an die Politik, dass die Bedingungen Standard für den globalen Handelsverkehr werden sollten. Um Hunger, Armut und Ungerechtigkeit zu überwinden, müsse der weltweite Handel insgesamt gerechter werden, mahnte die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Unser Konsum darf nicht weiterhin auf dem Rücken der Menschen am Anfang globaler Wertschöpfungsketten erwirtschaftet werden." Erforderlich seien Handelsverträge, die Menschenrechte und Umweltstandards berücksichtigten und ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen bei fahrlässiger Nichteinhaltung ihrer Sorgfaltspflichten in die Verantwortung nehme. "Der faire Handel zeigt, dass dies möglich ist."
"Strukturen aus der Kolonialzeit können überwunden werden"
Der Freiburger Bischof Stephan Burger, zuständig für Misereor, betonte, gerade beim Kaffee zeige sich, dass fairer Handel ein erfolgreiches Modell für alle Beteiligten sei. "Strukturen im Kaffeeanbau, die noch aus der Kolonialzeit stammen und Menschen in Armut halten, können überwunden werden." Zugleich beklagte er die niedrigen Weltmarktpreise der vergangenen drei Jahre, während sich die Renditen der wenigen großen Kaffeeröster auf einem historischen Höhepunkt befänden.
Vor 50 Jahren boten Aktionsgruppen in evangelischen und katholischen Kirchengemeinden zunächst fair gehandeltes Kunsthandwerk aus Asien, Afrika und Lateinamerika an. Bald darauf gab es auch Kaffee, das bis heute erfolgreichste Produkt. Heute sorgen den Angaben nach rund 50.000 Menschen in Deutschland in Weltläden, Kirchengemeinden, Jugendverbänden und Schulen dafür, dass Kaffee, Tee, Gewürze und weitere Produkte zu einem Preis verkauft werden, der den Produzenten ein Leben in Würde ermöglichen soll. Inzwischen führen auch Supermärkte Waren aus fairem Handel. Derzeit werden den Angaben nach in Deutschland 1,85 Milliarden Euro mit fair gehandelten Produkten umgesetzt.
Neuen Kommentar hinzufügen