Frankfurt a.M./New York (epd). Es sei unverständlich, dass inmitten der Corona-Pandemie weiter Menschen in dem arabischen Land getötet würden, obwohl Optionen für eine Waffenruhe auf dem Tisch lägen, sagte die für den Jemen zuständige UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe, Lise Grande, am Dienstag (Ortszeit) laut einer Mitteilung in New York.
Der Luftangriff erfolgte am Sonntag im nordwestlichen Washhah-Distrikt. Dafür wurde das saudische Militär verantwortlich gemacht. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur SPA sagte die Militärkoalition unter saudi-arabischer Führung eine Untersuchung zu. Ziel des Angriffs sei ein Treffen von Huthi-Rebellen gewesen, sagte demnach ein Militärsprecher.
Saudi-Arabien führt seit 2015 eine Militärkoalition an, die die Regierung im Kampf gegen Huthi-Rebellen unterstützt, die wiederum vom Iran Hilfe erhalten. Der Bürgerkrieg hat zu extremer Not im Jemen geführt. Etwa zehn Millionen Menschen sind akut von Hunger bedroht. Die Corona-Krise hat die Situation verschlimmert. Bis Mittwoch wurden laut der Johns Hopkins Universität mehr als 1.500 Infektionen und 429 Todesfälle gemeldet.
Migranten gelten als Sündenbücke für die Ausbreitung von Corona
Trotz des Krieges ist der Jemen lange Zeit eine wichtige Transitroute für ostafrikanische Migranten geblieben, die in den Golf-Staaten Arbeit suchen. 2019 trafen über 138.000 Männer und Frauen ein, die etwa nach Saudi-Arabien wollten. Doch wegen der Corona-Pandemie sind mindestens 14.500 Migranten im Jemen gestrandet und Anfeindungen ausgesetzt, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitteilte. Die wahre Zahl der Gestrandeten dürfte aber weit höher liegen.
Die Menschen aus Äthiopien und benachbarten Ländern würden als Sündenböcke für die Ausbreitung des Virus körperlich oder verbal angegriffen, ausgeraubt, eingesperrt oder gegen ihren Willen an andere Orte transportiert. Viele müssten im Freien schlafen. Die Grenzen seien wegen Corona geschlossen, deshalb kämen die Menschen nicht weiter. Auch die Zahl der Neuankömmlinge vom Horn von Afrika sei in den vergangenen Monaten um 90 Prozent zurückgegangen. Im April 2020 kamen laut IOM rund 1.700 im Jemen an, im Juni etwa 750.
Neuen Kommentar hinzufügen