Kein Klima-Problem

Konflikte im Sahel
Der Klimawandel wird gerne als Treiber gewaltsamer Konflikte im Sahel benannt. Das greift zu kurz und verdeckt politische Ursachen, heißt es in einem Papier der Crisis Group.

In Ländern wie Mali, Niger und Burkina Faso nehmen gewaltsame Konflikte zu, an vielen Orten im Sahel eskaliert die Gewalt immer wieder. Oft stecken islamistische Gruppen dahinter, oft aber auch Konkurrenz um Land zwischen sesshaften Bauern und nomadisch lebenden Viehhirten. Der Sahel ist zudem stark vom Klimawandel betroffen: Es regnet weniger zuverlässig, die Wüste breitet sich aus. In vielen Analysen wird ein Zusammenhang zwischen alldem hergestellt: Der Klimawandel sorgt dafür, dass Land und Wasser knapper werden; das hat zur Folge, dass sich Konflikte um diese Ressourcen verschärfen.

Wer so argumentiert, greift zu kurz, heißt es in einem neuen Briefing Paper der International Crisis Group. Demnach reichen die Ursachen der aktuellen Gewalt bis in die 1970er und 1980er Jahre zurück, als der Sahel von mehreren schlimmen Dürren heimgesucht wurde. Als Lehre daraus hätten die Regierungen etwa in Mali und Burkina Faso in die Wasserversorgung und in landwirtschaftliche Projekte in den betroffenen Regionen investiert. Damals sei die Grundlage für eine Bevorzugung sesshafter Bauern gegenüber den nomadischen Viehhirten geschaffen worden, heißt es in dem Papier. Denn letztere hätten von den Entwicklungsprojekten viel weniger profitiert – im Gegenteil: Häufig seien sie auf Kosten ihres Weidelands gegangen.  

Steilvorlage, sich aus der Verantwortung zu ziehen

Unterm Strich, so Autoren des Papiers, sei die Versorgung in Mali und Burkina Faso mit Wasser und Nahrung heute besser und die Landwirtschaft produktiver als früher – Klimawandel hin oder her. Zugenommen habe aber die Konkurrenz um Land, weil die Regierungen es nicht geschafft hätten, eine Politik zu machen, die sowohl den Bedürfnissen der Bauern als auch der Viehhirten einigermaßen gerecht wird.

Der Klimawandel schafft große Probleme in der Region, die bearbeitet werden müssen, betont die Crisis Group. Aber ihn eine wichtige Ursache für gewaltsame Konflikte im Sahel zu nennen, gebe den Regierungen eine Steilvorlage, sich aus der Verantwortung zu ziehen und sie auf eine Naturgewalt abzuwälzen.

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