Zur Pressekonferenz in Karatschi Anfang August waren Muslime, Christen, Hindus und Sikhs gekommen. Gemeinsam unterzeichneten sie eine von der katholischen Kirche und der pakistanischen Frauenbewegung initiierte Zehn-Punkte-Resolution.
Darin fordern sie unter anderem, das Heiratsalter bei Mädchen von 16 auf 18 Jahre anzuheben. Außerdem appellieren sie an die Politiker, mehr gegen die Benachteiligung am Arbeitsplatz und in Schulen zu unternehmen sowie Entführungen, sexuelle Gewalt und die Zwangskonvertierung von Frauen aus religiösen Minderheiten zu unterbinden. Hassreden in Büchern und Lehrmaterial sollten konsequent gestrichen werden.
„Alle pakistanischen Bürger sind gleich. Personen sollten nicht auf der Grundlage von Mehrheits- oder Minderheitskriterien betrachtet werden“, sagte Sheema Kirmani, eine bekannte muslimische Menschenrechtsaktivistin und Gründerin der pakistanischen Frauenbewegung Tehrik-e-Niswan. Majida Rizvi, Richterin am Obersten Gerichtshof in der Provinz Sindh und Mitglied der Nationalen Kommission für die Gleichstellung der Frau, erinnerte daran, dass bei der Gründung Pakistans 1947 den religiösen Minderheiten Gleichberechtigung, Freiheit und Gerechtigkeit zugesichert worden seien. „Angehörige religiöser Minderheiten haben zur Entwicklung Pakistans beigetragen und sich als echte Bürger Pakistans erwiesen“, sagte Rizvi.
In Pakistan hängen 96 Prozent der Bevölkerung verschiedenen Strömungen des Islam an, der Staatsreligion ist. Hindus und Sikhs stellen 1,8 Prozent; der Anteil der Christen liegt bei 1,6 Prozent. Vereinzelt gibt es noch Zoroastrier und Anhänger anderer altindischer Religionen. Das Christentum gehört zu den alteingesessenen Religionen in Pakistan und existiert in dieser Region seit dem ersten Jahrhundert. Die Ankunft des Christentums auf dem indischen Subkontinent wird auf den Apostel Thomas, einen Jünger Jesu, zurückgeführt.
Hoch umstritten ist in Pakistan das sogenannte Blasphemiegesetz, das in den 1980er Jahren verabschiedet wurde und schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe für die Beleidigung des Islam und des Propheten Mohammed vorsieht. Mehr als 1300 Menschen wurden zwischen 1987 und 2014 auf der Grundlage dieses Gesetzes angeklagt, schätzt die Nationale Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, die 1985 von der katholischen Bischofskonferenz in Pakistan gegründet wurde. Auch wenn bisher noch nie die Todesstrafe in Pakistan für Blasphemie vollstreckt wurde, kommt es immer wieder zu Morden an Menschen, denen Blasphemie unterstellt wird. International wurde Pakistan wiederholt aufgefordert, diesen Paragrafen abzuschaffen.
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