Weniger Geld, mehr Aufwand

DEZA-Richtlinien
Rund ein Drittel der Gelder der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) geht an Partnerorganisationen. Manche müssen in Zukunft mit weniger Geld auskommen.

Im Juli hat die DEZA ihre neuen Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Schweizer nichtstaatlichen Organisationen (NGO) präsentiert. Sie wolle ihre Mittel in Zukunft „wirksamer und effizienter“ einsetzen und die Zusammenarbeit dem veränderten Umfeld der internationalen Zusammenarbeit anpassen. Auch Innovation und Wettbewerb unter den NGOs wolle man fördern. Die neuen Richtlinien seien aber auch die Antwort auf eine unabhängige Evaluation der Partnerschaften von 2017, die „Schwachstellen“ zutage gebracht habe.

Gegenwärtig leiste die DEZA einen „wesentlichen Beitrag“ für die internationalen Programme von gut 40 Schweizer Hilfswerken, Dachverbänden und Föderationen, heißt es in einer Mitteilung. Die zehn größten Hilfswerke erhalten momentan rund 87 Millionen Schweizer Franken (CHF); das sind 73 Prozent des DEZA-Gesamtbudgets für die Programmbeiträge von jährlich 120 Millionen CHF. Der Rest verteilt sich auf rund 25 weitere Partnerorganisationen. Der Kuchen soll gleich groß bleiben, wird nun aber nach anderen Kriterien verteilt.

Wer Förderung erhalten will, muss ein Zertifikat vorweisen

Die neuen Richtlinien betreffen große Schweizer NGOs mit einem durchschnittlichen Jahresbudget ab zehn Millionen CHF, NGO-Dachorganisationen oder -Allianzen sowie kantonale Föderationen. Um in Zukunft Beiträge zu erhalten, müssen NGOs erstmals das ZEWO-Zertifikat vorweisen, das Gütesiegel für Schweizer NGOs. Sie können ab 2021 pro Jahr mit maximal acht Millionen CHF gefördert werden; vorher gab es keine explizite Obergrenze. Große Schweizer NGOs dürfen in Zukunft maximal 30 Prozent ihrer Entwicklungszusammenarbeit oder humanitären Hilfe mit DEZA-Geldern finanzieren; bisher lag die Obergrenze bei maximal 50 Prozent. Bei den Dachorganisationen, Allianzen und kantonalen Föderationen liegt die Obergrenze nun bei 40 Prozent.

Damit wolle man die Eigenständigkeit der Organisationen fördern und die Abhängigkeit von Bundesbeiträgen vermindern, sagte DEZA-Direktor Manuel Sager bei der Pressekonferenz Anfang Juli in Bern. Die NGOs müssen sich nun alle vier Jahre im Rhythmus mit der Botschaftsperiode gleichzeitig um Programmbeiträge bewerben. Damit herrschten für alle NGOs „gleiche Chancen“ und der Wettbewerb und die Innovation unter den NGOs werde gefördert, schreibt die DEZA. Unabhängig von der Obergrenze für Programmbeiträge können NGOs weiterhin projektspezifische Gelder erhalten.

Die allgemeine Stoßrichtung der neuen Richtlinien, etwa dass die Vergabe von Geldern transparenter wird, begrüßen die NGOs. Für große Organisationen bedeutet der Entscheid jedoch eine beträchtliche Kürzung. Helvetas muss jährlich mit zwei Millionen CHF weniger auskommen. Auch Swissaid und Caritas Schweiz erhalten in Zukunft weniger Geld. Alle drei prüfen nun, wo sie den Sparstift ansetzen. Anderswo Mittel zu finden sei schwierig, sagte Swissaid-Geschäftsführer Markus Allemann gegenüber „SRF Online“. „Der Spendenmarkt ist ausgereizt.“

Der Aufwand soll verringert werden, aber er wird größer 

Auch kleinere NGOs sind betroffen. Organisationen mit einem Jahresbudget von weniger als zehn Millionen CHF erhalten ab 2021 keine Programmbeiträge, außer sie gehen mit anderen NGOs eine Allianz ein. Das Centre Ecologique Albert Schweitzer (CEAS), seit den 1990er Jahren eine Partnerorganisation der DEZA, geht darum nun mit der in Zürich sitzenden Organisation Biovision eine Allianz ein, um sich gemeinsam auf Programmbeiträge zu bewerben. Im 2018 erhielt das Zentrum 880.000 CHF von der DEZA; das entsprach 23 Prozent seines Budgets. CEAS-Geschäftsführer Patrick Kohler glaubt, dass die DEZA mit den Richtlinien auch ihren administrativen Aufwand verringern will. „Weniger Partner heißt weniger Administration“, sagt er. „Dieser Entscheid hat aber eine große Auswirkung auf unseren administrativen Aufwand.“ Von der Strategie bis zu den Finanzen müsse mit dem Allianzpartner alles besprochen und entschieden werden. „Gleichzeitig sind wir gemäß ZEWO-Zertifikat dazu gehalten, den finanziellen Aufwand für die Administration auf ein Minimum zu reduzieren“, sagt er. „Es ist die Quadratur des Kreises.“

Patrick Kohler sieht auch Positives in den neuen Richtlinien. Sie zwängen die Schweizer NGOs, enger zusammenzuarbeiten. Es gebe bereits Kooperationen, aber die neue DEZA-Strategie hebe sie „auf ein neues Level“. Er ist überzeugt, dass die Partner im Ausland von der Allianz mit Biovision profitieren werden. „Wir haben bereits über einen Süd-Süd-Austausch mit ihren und unseren Partnern im Ausland gesprochen.“ Christina Stucky

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