Der Kampf gegen Krankheiten scheint auf den ersten Blick wenig mit Demokratie zu tun zu haben: Einige streng autoritär regierte Staaten wie China und Kuba haben ein gutes Basis-Gesundheitswesen aufgebaut, andere wie Myanmar, Äthiopien und Ruanda haben zuletzt die Kindersterblichkeit gesenkt und die Lebenserwartung gesteigert. Dennoch hilft Demokratie gegen die Krankheitslast, besonders bei nicht übertragbaren Krankheiten – so eine neue Studie in The Lancet, die der Council on Foreign Relations in den USA zusammenfasst.
Die Forscher haben für 170 Länder statistisch ausgewertet, was über Jahrzehnte zum Rückgang der Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten sowie Verkehrsunfällen beigetragen hat. Wie demokratisch ein Land ist, hat danach wenig Einfluss auf Erfolge im Kampf gegen Infektionskrankheiten wie Malaria und Aids, ausgenommen bei Tuberkulose. Erheblichen Einfluss habe es aber auf die Kontrolle von nicht übertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sowie auf Todesfälle nach Verkehrsunfällen. Hier sei der Grad der Demokratie teilweise wichtiger als das Bruttosozialprodukt.
Druck auf Regierungen ausüben
Solche Berechnungen sind mit einem Körnchen Salz zu nehmen – etwa weil alle Messzahlen für Demokratie Mängel haben. Die Forscher machen aber das Ergebnis plausibel: Infektionskrankheiten zu behandeln oder ihnen vorzubeugen, sei außer bei Tuberkulose relativ einfach und oft mit einer einmaligen Behandlung erledigt. Zudem werde dafür viel internationale Hilfe bereitgestellt, verbunden mit Druck, sie wirksam zu nutzen. Der Kampf gegen Krebs, Herzinfarkte oder Verkehrsunfälle erfordere dagegen ständige Prävention und aufwändige Behandlungen; Hilfe und Druck von außen seien gering. Engagement und Geld für den langwierigen Kampf dagegen brächten Regierungen deshalb eher auf, wenn sie für Druck aus der Bevölkerung empfänglich sind.
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