In Solidarität mit den Armen

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Jubiläum Brot für die Welt
Vor 60 Jahren hat Brot für die Welt die erste Spendenaktion für Hungernde im Süden eröffnet. Seitdem ist das Werk zu einem Anwalt der Gerechtigkeit geworden.

An den Plakaten lässt sich ablesen, wie sich das Engagement gewandelt hat: Das erste zeigt den dürren Arm eines Hungernden, der sich bittend nach oben streckt. Dieses Bild war Ende der 1950er Jahre das erste Markenzeichen der Aktion Brot für die Welt. Heute mahnt das evangelische Hilfswerk mit einer „Würdesäule“ – einem aus Büchern gebildeten Rückgrat – an den Wert der Bildung und die Pflicht, Menschen zu ihren Rechten zu verhelfen. Immer wieder gab es Plakate, die Kontroversen auslösten, etwa in den 1980er Jahren für eine einfachere, weniger konsumgetriebene Lebensweise in Deutschland.  

„Vom Mitleid zur Solidarität mit den Armen“, so charakterisierte der Berliner Bischof Markus Dröge auf dem Festakt zum 60. Jubiläum den Weg des Werkes seit 1958. Und der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck schilderte, wie er als Pfarrer in Rostock zu Beginn der 1970er Jahre mit Briefen für Brot-Spenden geworben hat.

Der Kampf gegen Not und Hunger sei seit den 1960er Jahren vorangekommen, sagte die Präsidentin von Brot für Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, in der Pressekonferenz zum Auftakt der diesjährigen Aktion; sie steht unter dem Motto „Hunger nach Gerechtigkeit“. Zu Beginn des deutschen Wirtschaftswunders sei es darum gegangen, nicht nur zu horten und zu konsumieren, sondern mit den Menschen in den früheren Kolonien zu teilen, die nicht genug hatten.

Historischer Marsch gegen Kinderarbeit

„Damals hat mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung gehungert.“ Heute leide trotz einer Verdreifachung der Weltbevölkerung jeder neunte Mensch Hunger. Doch auch das sei ein Skandal. Die Welt sei „nicht zu einem gerechteren Platz geworden“, so Füllkrug-Weitzel.

Partner im Süden wie Kailash Satyarthi, dessen Organisation in Indien für Kinderrechte kämpft, haben den Ansatz von Brot für die Welt mit vorangetrieben. Das Werk sei immer ein verlässlicher Partner im Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern gewesen, sagte Satyarthi, der 2014 für sein Engagement den Friedensnobelpreis erhalten hat. Das von ihm mitgegründete Siegel für Teppiche ohne Kinderarbeit habe die menschenrechtlichen Pflichten von Unternehmen in den Blick gerückt.

Der von Brot für die Welt koordinierte Marsch gegen Kinderarbeit, der 1998 rund 15 Millionen Teilnehmer in 103 Ländern auf die Beine brachte, hat laut Satyarthi maßgeblich dazu beigetragen, dass die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die schlimmsten Formen der Kinderarbeit verboten hat. In Südostasien seien in den 1990er Jahren eine Million Mädchen und Jungen zur Arbeit gezwungen gewesen, heute seien es noch rund 200 000: „Ein großer Durchbruch“.

Müller verspricht mehr Unterstützung für Hilfswerke

Auch Entwicklungsminister Gerd Müller erklärte zum Ziel, ausbeuterische Kinderarbeit auszumerzen. Die Europäische Union müsse das Verbot von Kinderarbeit als Mindeststandard in jedem Freihandelsabkommen verankern und mit Kinderarbeit hergestellte Importe fernhalten, forderte er. Wenn Freiwilligkeit nicht zum Ziel führe, müssten gesetzliche Regelungen folgen.

Die Unterstützung für kirchliche Hilfswerke wie Brot für die Welt will Müller weiter ausbauen. Wenn es diese Hilfswerke nicht gäbe, „müsste man sie heute sofort gründen“, sagte er auf dem Festakt in Berlin. Der Minister klang wie ein staatskritischer Aktivist, als er ergänzte: Es sei ein „Verteilungsskandal“, dass heute die zehn reichsten Menschen mehr Vermögen haben als die Hälfte der Menschheit und dass das wohlhabende Fünftel vier Fünftel der Ressourcen des Planeten beanspruche.

Nach so viel Lob erinnerte Cornelia Füllkrug-Weitzel sowohl vor der Presse als auch zum Schluss des Festakts daran, dass Brot für die Welt die Politik der Bundesregierung in vieler Hinsicht kritisch sehe. Sie dankte Müller dafür, die brennenden Probleme anzusprechen, forderte aber viel mehr Ehrgeiz der Regierung beim Klimaschutz. Die Wirtschafts- und Handelspolitik müssten stärker darauf geprüft werden, ob sie nachhaltig seien, die Menschenrechte einhielten und entwicklungsfördernd wirkten. „Es ist Zeit, dass die ganze Regierung anpackt“, betonte sie.

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