Karishma Banga und Dirk Willem de Velde haben für die britische Denkfabrik Overseas Development Institute (ODI) die Folgen der Digitalisierung für Produktionsprozesse in Afrika untersucht. Sie zeichnen ein eher düsteres Bild: Afrikanische Länder südlich der Sahara hinkten Asien und den Industriestaaten im globalen Norden beim Zugang zum Internet und seiner Nutzung noch immer weit hinterher. Und sie profitierten weniger von digitalen Technologien. Es fehle vor allem an der nötigen Infrastruktur, aber auch an den Fähigkeiten, mit diesen Technologien umzugehen.
Zwar sehen die ODI-Wissenschaftler Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Afrika durch Onlinehandel, den Einsatz von 3D-Druckern und Robotern sowie Cloud Computing, bei dem IT-Infrastruktur wie Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware über das Internet bereitgestellt wird. Damit könnten nachweislich die Produktivität erhöht, die Kosten gesenkt und die Nachfrage nach Produkten gesteigert werden. Kleine und mittlere Unternehmen könnten mit Hilfe digitaler Technologien in das Exportgeschäft einsteigen und sich besser in globale Wertschöpfungsketten integrieren.
Arbeitsplätze wandern wieder ab
Doch dafür seien hohe Investitionen von Staat und Privatwirtschaft notwendig, zunächst um schnelles Internet zugänglicher und erschwinglich zu machen. Technologische Innovationszentren wie der Kumasi Hive hub in Ghana und der iHub in Kenia müssten stärker gefördert werden. Entscheidend sei es jedoch, das Wissen in Technologie, Ingenieurswesen und Mathematik zu erweitern und die Lehrpläne der Schulen und Ausbildungsstätten darauf auszurichten, fordern Banga und de Velde.
Auf eine Gefahr infolge der Digitalisierung weisen die Wissenschaftler besonders deutlich hin: Die Tendenz, dass Arbeitsplätze, die wegen der geringeren Lohnkosten aus Industrieländern nach Afrika verlagert worden sind, im Zuge der Automatisierung von Produktionsabläufen zurückgeholt werden. Seit 2010 hätten etwa US-amerikanische Firmen rund 250.000 ursprünglich afrikanische Arbeitsplätze wieder auf dem heimischen Boden angesiedelt. Dieser Trend könne sich verstärken, warnen Banga und de Velde: Laut ihren Berechnungen wird im Jahr 2033 in der amerikanischen Möbelindustrie der Einsatz eines Roboters weniger Kosten verursachen als ein Arbeiter in Kenia. Und damit wird es für Unternehmen billiger, in den USA zu fertigen, als in dem Land am Horn von Afrika.
Neuen Kommentar hinzufügen