Um die Interessen beider Seiten und die wahrscheinlichen Folgen eines Abkommens einzuschätzen, geht Fritz von der Struktur des Handels zwischen dem Mercosur und Europa aus: Südamerika liefert Agrarprodukte – vor allem Soja, Fleisch, Zuckerrohr und Ethanol – sowie Rohstoffe, Europa dagegen Industrieprodukte. Diese ungleiche Arbeitsteilung werde das Handelsabkommen noch verfestigen.
Denn die EU will nicht nur ihren Marktzugang bei Industriegütern ausweiten; laut Fritz versucht sie auch, zum Beispiel Exportbeschränkungen für Rohstoffe zu verbieten, so dass die Länder des Mercosur weiter genügend Metallerze liefern, statt sie selbst zu verarbeiten. Zudem wolle Europa, dass Privatanleger in Südamerika leichter Land kaufen und in den Bergbau investieren dürfen.
Schwache Klauseln zum Umweltschutz
Die Agrarexporte des Mercosur werden laut Fritz unter einem Abkommen mit der EU steigen – vor allem die Ethanol- und Viehexporte. Darin sieht er aber keinen Gewinn für die Mehrheit der Bevölkerung. Denn mehr Zuckerrohranbau und intensive Viehzucht bringe mehr Umweltschäden wie Entwaldung, mehr Großfarmen auf Kosten von Kleinbauern, aber nur sehr schlechte neue Arbeitsplätze.
Die Klauseln zum Umweltschutz und zu Arbeitsstandards in den Abkommen seien zu schwach, um dem entgegenzuwirken. Stärkere Schutzklauseln lehnen die Länder des Mercosur ab, bemerkt Fritz. Er verschweigt auch nicht, dass innenpolitische Entscheidungen dort – etwa die Abkehr von den Landreformen in Brasilien –destruktive Folgen der Exportwirtschaft mit verursachen. Er spricht sich gegen das jetzt geplante Freihandelsabkommen aus und fordert unter anderem, die EU solle ihr Verhandlungsmandat von 1999 neu fassen und die Folgen des Abkommens neu untersuchen lassen. (bl)
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