Die Tage von Robert Mugabes Herrschaft in Simbabwe scheinen endgültig gezählt: Am Dienstag will das Parlament ein Amtsenthebungsverfahren gegen den langjährigen Diktator in die Wege leiten. Als Nachfolger steht Ex-Vizepräsident Emmerson Mnangagwa bereit, der erst vor wenigen Wochen entlassen worden war – und als Drahtzieher des Militärputsches gilt.
Simbabwes Kirchen fordern angesichts des Umbruchs die Bildung einer Übergangsregierung der nationalen Einheit. Diese Regierung solle faire und freie Wahlen vorbereiten und so den friedlichen Übergang in eine Demokratie ermöglichen, heißt es in einer Stellungnahme der protestantischen und katholischen Kirchen, die in Simbabwe großen gesellschaftlichen Einfluss haben. In dem Ende vergangener Woche verbreiteten Schreiben zeigen sich die Kirchenführer vorsichtig optimistisch: Es bestehe „die Chance für die Geburt einer neuen Nation.“
Tief im Politik-Schlamm versunken
Die Kirchen wollen dazu einen nationalen Dialog anstoßen, an dem alle gesellschaftlichen Gruppen beteiligt werden. Dieser müsse von Offenheit und dem Willen zur Versöhnung geprägt sein. Zugleich warnen die Kirchenführer – ohne dabei Namen zu nennen – vor einem bloßen Wechsel an der Spitze des Landes und äußern Bedenken über die große Nähe zwischen der herrschenden Partei ZANU-PF und der Regierung. Das Vertrauen in den Staat sei erschüttert: „Es gibt ein allgemeines Gefühl, dass die Räder der Demokratie im Schlamm der Politik um Personen stecken geblieben sind, während die Allgemeinheit nur eine unbedeutend Rolle spielt.“
Die Verhältnisse seien aber auch Resultat der schweigenden Duldung durch Kirche und Zivilgesellschaft, heißt es selbstkritisch in der Stellungnahme. Alle Menschen in Simbabwe müssten für die derzeitige Situation ein gewisses Maß an Verantwortung akzeptieren.
Ob die Forderung nach einem breiten Dialog erfüllt wird, liegt in den Händen der Militärführung und der Regierungspartei. Eine Übergangsregierung würde Mnangagwa mehr internationale Akzeptanz und Geld sichern, meint Layla Al-Zubaidi vom Südafrika-Büro der Böll-Stiftung. Es sei allerdings schwer vorstellbar, dass die Akteure, die bisher für eine Zentralisierung der Macht in Mugabes Händen gesorgt haben, einen demokratischen Übergang moderieren sollten. Zudem sei die Opposition schwach und derzeit nicht in der Lage, die Krise als Chance zu nutzen.
Neuen Kommentar hinzufügen