Kommt Joseph Kony zurück?

Uganda
Joseph Kony ist einer der meistgesuchten Männer Afrikas - jetzt hat Uganda die Suche eingestellt. Der Friedensaktivist Lokwiya Francis erklärt, was davon zu halten ist.

Uganda hat mit Hilfe der USA jahrelang erfolglos den Rebellenführer Joseph Kony und seine „Widerstandsarmee des Herrn“ (LRA) gesucht. Nun wurde die Suche für beendet erklärt. Weshalb?
Die ugandische Regierung hat die Bürger nicht informiert, weshalb sie die Suche aufgegeben hat. Der Militärsprecher im Distrikt Gulu hat gesagt, Kony stelle keine Gefahr mehr für die Menschen in Uganda und die Welt dar. Ich denke, dass es auch mit der neuen US-Außenpolitik zusammenhängt und US-Präsident Trump die Suche nicht weiter unterstützt.

Wie finden das die Leute im Norden Ugandas, die von Kony und der LRA in den 1990er und 2000er Jahren terrorisiert wurden?
Sie denken, dass die Regierung sich geschlagen gibt. Oder dass sie einen geheimen Plan hat, der es Kony erlaubt, sich neu zu organisieren und zurückzukommen. Einige Figuren in der Regierung würden so weiterhin vom Krieg profitieren.

Leiden die Leute im Norden Ugandas immer noch an den Folgen des Terrors?
Ja, körperlich und seelisch. Einige leben seitdem mit Kugeln und Splittern in ihren Körpern. Anderen wurden Arme, Beine, Nasen, Ohren, Lippen oder Genitalien amputiert. So lange Kony am Leben ist, tragen viele Leute Angst in ihrem Herzen. Sie sind traumatisiert und kämpfen täglich mit psychischen Problemen.

Besteht die Gefahr, dass die LRA sich neu organisiert und wieder erstarkt?
Das kann passieren, wenn die ugandische Regierung es wünscht. Ihr hat der Kampf gegen die LRA lange als Grund gedient, an der Macht zu bleiben. Wenn sie aber für Frieden ist, wird sie alles in ihrer Macht stehende tun, um eine Rückkehr Konys zu verhindern.

Sehen sie eine Chance, dass Kony eines Tages vor Gericht gestellt wird, etwa vor den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag?
Der Internationale Strafgerichtshof ist wie ein bellender Hund ohne Zähne. Er hat keine eigene Armee oder Polizei, um Kony zu verhaften, sondern ist auf die Mitgliedstaaten angewiesen. Die Leute sitzen nur da und warten, dass ihnen Kony ausgeliefert wird. Aber das wird nicht passieren. Die einzige Gerechtigkeit scheint Gottes Gerechtigkeit zu sein, nicht die des ICC oder ugandischer Gerichte.

Lokwiya Francis ist Programmkoordinator bei der interreligiösen Friedensorganisation „Acholi Religious Leaders Peace Initiative“ (ARPLI) in Gulu, Uganda.

Das Gespräch führte Johanna Greuter

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erschienen in Ausgabe 6 / 2017: G20: Deutschland übernimmt
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