Fast acht Milliarden Euro haben deutsche Banken dem Schweizer Rohstoffkonzern Glencore seit 2013 in Form von Krediten bereitgestellt. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Organisationen Facing Finance und Misereor gemeinsam mit dem lateinamerikanischen Netzwerk Derechos Humanos sin Fronteras am Mittwoch in Frankfurt am Main veröffentlicht haben. Größter Financier ist demnach die Deutsche Bank mit 1,2 Milliarden Euro. Deutsche Banken dürften Konzerne wie Glencore, denen seit Jahren Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen werden, weder finanzieren noch sich an diesen beteiligen, forderte Thomas Küchenmeister von Facing Finance.
Die Liste der Vorwürfe gegen den weltweit größten Rohstoffkonzern ist lang. Allein in Lateinamerika werden derzeit mehr als 40 Verfahren gegen das Schweizer Unternehmen und dessen Tochterfirmen angestrengt, unter anderem wegen Steuervermeidung, Korruption und Umweltverschmutzung. Das Wasser im Umfeld der Glencore-Mine in Espinar in Peru etwa sei hochgradig mit Schwermetallen verseucht, berichtet Jaime Borda von der Menschenrechtsorganisation Derechos Humanos sin Fronteras: „Die Anwohner haben Arsen, Blei, Kadmium und andere toxische Substanzen im Körper. Ihre Gesundheit ist massiv gefährdet.“ Wenn deutsche Banken ihre Sozial- und Umweltstandards ernst nähmen, dürften sie Glencore nicht finanzieren, sagt Borda, der bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag eine Stellungnahme zu den Glencore-Geschäften einfordern will.
Auch Landesbanken mischen mit
Laut den 2011 verabschiedeten UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte seien die Banken, die Glencore finanzieren, mitverantwortlich an dessen Geschäften, heißt es in dem Bericht. Auch die DZ-Bank, die Commerzbank und staatliche Banken wie die Landesbank Baden-Württemberg und die HSH Nordbank unterstützen Glencore bei der Kapitalbeschaffung. Die KfW Bankengruppe hat sich seit 2013 mit knapp 900 Millionen an der Finanzierung beteiligt.
Die Autoren des Berichts fordern die Banken auf, ihren Einfluss bei der Kreditvergabe stärker wahrnehmen. Die Geschäftsaktivitäten der Kreditnehmer müssten vorab durchleuchtet werden, um mögliche negative Auswirkungen abzuschätzen. Zudem sollten die Banken bei der Kreditvergabe menschenrechtliche und soziale Mindeststandards sowie Ausstiegsklauseln festschreiben. In der Verpflichtung sehen die Menschenrechtler auch die öffentliche Hand: Bund und Länder müssten ihre Aufsichtspflicht ernst nehmen und verhindern, dass öffentlich-rechtliche Banken indirekt zu Menschenrechtsverletzungen beitragen.
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