Die Arbeiter der Platinmine von Lonmin, einem britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern, hatten im Sommer 2012 für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gestreikt. Im August eskalierte die Situation, Polizisten erschossen insgesamt 34 Menschen, 78 weitere wurden verletzt. Eine Untersuchungskommission gab Lonmin eine Mitschuld an der Eskalation, weil sich der Konzern geweigert hatte, die Forderungen der Arbeiter ernst zu nehmen.
Der deutsche Chemiekonzern BASF mit Sitz in Ludwigshafen ist seit rund 30 Jahren Hauptkunde von Lonmin. BASF kaufte allein im Jahr 2015 für mehr als 600 Millionen Euro Platinmetalle zur Herstellung von Katalysatoren. Opfer und Hinterbliebene sehen den Konzern deshalb in der Mitverantwortung und fordern, dass er Druck auf Lonmin ausübt, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Der ehemalige Bischof von Pretoria und geistige Beistand der Minenarbeiter, Jo Seoka, wird bereits zum dritten Mal auf der Aktionärsversammlung eine öffentliche Entschuldigung fordern. 2015 hatte er erstmals an die Aktionäre appelliert, sie sollten ihre Verantwortung wahrnehmen. Sie seien damals von der Geschichte geschockt gewesen, BASF habe ihnen nie von den Vorfällen erzählt, sagte Seoka am 11. Mai vor Journalisten. Doch getan habe sich bislang nichts – außer ein paar „kosmetischen Veränderungen.“
BASF rühmt sich seiner Lieferkettenverantwortung
BASF erklärte im Februar, man habe in der Vergangenheit eine Reihe von Maßnahmen getroffen, „um sicherzustellen, dass Lonmin den BASF-Verhaltenskodex für Lieferanten erfüllt“. So sei im Januar eine weitere Auditierung im Blick auf die Einhaltung von Arbeitsstandards und Menschenrechten durchgeführt worden. Die Ergebnisse sollten „Schwachstellen aufzeigen, die in Zukunft angegangen werden müssen.“
Begleitet wird Seoka in diesem Jahr von Joseph Mathunjwa, Präsident der Minenarbeiter-Gewerkschaft AMCU, und von Mzoxolo Magidiwana, Minenarbeiter und Zeuge des Massakers. Er überlebte damals neun Schüsse. Es sei immer noch schmerzhaft für ihn, über die Ereignisse zu sprechen, da sich die Lebensbedingungen bislang nicht verbessert haben, sagt er.
Die streikenden Arbeiter seien kriminalisiert worden. Die Justiz habe sich auf ein Gesetz aus der Apartheid berufen, laut dem bei einer Schießerei mit der Polizei alle vor Ort festgenommenen Menschen angeklagt werden. Die Anklagen gegen die Streikenden wurden zwar 2012 ausgesetzt, sind aber nach wie vor anhängig.
Überlebende fordern Anerkennung
Opfer- und Hilfsverbände fordern von der BASF einen Entschädigungsfonds in Höhe von 25 Millionen Euro. Es gehe nicht nur um Geld, betont Seoka: „Es gibt keinen Preis für menschliches Leben. Für uns geht es um Gerechtigkeit.“ Das Geld solle den Familien der bei dem Massaker getöteten, verwundeten und zu Unrecht verhafteten Minenarbeiter zugutekommen. Außerdem soll damit eine Gedenkstätte in Marikana gebaut werden.
Die südafrikanische Regierung hatte im März mitgeteilt, dass sie eine Entschädigungssumme von mehr als 70 Millionen Euro für Opfer und Hinterbliebene bereitstellen werde. Eine weitere Forderung der südafrikanischen Aktivisten ist, dass die Regierung die Ereignisse vor fünf Jahren anerkennt und den 16. August zu einem nationalen Gedenktag erklärt.
Marikana ud soziale Frage in Südafrika
Ich freue mich , dass die welt-sichten den Süden Afrikas weiterhin - auch kritisch - begleiten. So lernen wir gemeinsam aus der Geschichte. UInd die Anti-Apartheid-Ideen werden in die globalisierte Zukunft begleitet....
Christoph Beninde Welthaus Bielefeld
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