Evangelikale Gruppen nehmen gerne für sich in Anspruch, das Leben zu schützen. Aber sie gerieren sich auch als Hüter der Moral – vor allem, wenn es um Sexualität geht. Abstrakte Werte sind ihnen offenbar wichtiger als die Gesundheit von Millionen Jugendlichen. Das wird derzeit in Uganda deutlich. Dort hat die Ministerin für Genderfragen Janet Mukwaya im vergangenen Oktober den Sexualkundeunterricht an und außerhalb von Schulen verboten. Anlass war ein Roman, in dem sich eine Schülerin und ihr Lehrer küssen. Er stand auf dem Lehrplan einer Privatschule in Kampala – und daran störte sich die evangelikale Organisation Family Life Network. Sie brachte mit einer Petition an das Parlament den Stein ins Rollen.
Das Verbot gilt nun für ein Land, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung jünger ist als 18 Jahre. Vor allem Mädchen sind Gesundheitsrisiken ausgesetzt: Sie können früh schwanger werden oder sich mit Aids anstecken. Aufklärung ist der wichtigste Schlüssel, um beides zu verhindern. Um sich zu schützen, braucht man Informationen über den eigenen Körper, über Verhütungsmethoden und Ansteckungsrisiken. Die bekommen Millionen Jugendlichen nun nicht mehr; die meisten Schulen halten sich an das Verbot.
Organisationen klagen gegen das Verbot
Family Life Network hat sich auf die Fahnen geschrieben, „die Werte und die Moral der Familie wiederherzustellen“. Gemeinsam mit dem Inter-Religious Council von Uganda hatte sich die Organisation schon für ein Gesetz stark gemacht, das Homosexualität mit drakonischen Strafen belegt. Ein Gericht hat es jedoch nach einem halben Jahr Gültigkeit außer Kraft gesetzt.
Auf dasselbe hoffen nun nichtstaatliche Organisationen, die Jugendliche über Sexualität und reproduktive Rechte aufklären und bis zu dem Verbot gut mit den Schulen zusammengearbeitet haben. Sie haben Klage erhoben, damit die Regierung ihre Entscheidung überdenkt und klarstellt, welche Form von Sexualerziehung sie für akzeptabel hält. Das sind die richtigen Partner für westliche Entwicklungsorganisationen. Save the Children und die International Planned Parenthood Federation haben das erkannt: Sie unterstützen die Kläger.
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