Frauen seien noch immer einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt als Männer und verdienten weniger als ihre Kollegen, stellt Oxfam in einem neuen Bericht im Vorfeld des Weltfrauentages fest. „In den vergangenen Jahren wurde viel darüber geredet, was Frauen für die Wirtschaft tun können – aber kaum, was die Wirtschaft für Frauen tun kann“, sagt Charlotte Becker, Expertin für Gleichstellungspolitik.
Die Autoren des Berichts nennen drei Bereiche, in denen Veränderungen besonders dringlich sind.
Zum einen seien in schlechten und unterbezahlten Arbeitsverhältnissen überwiegend Frauen beschäftigt. In der Textilindustrie in Myanmar etwa sind 90 Prozent der Angestellten weiblich. Sie arbeiten häufig bis zu 18 Stunden am Tag und verdienen nicht mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Damit könnten sie sich und ihre Familien nicht ernähren.
Der zweite Bereich betrifft die unbezahlte Pflegearbeit – darunter fallen Kinderbetreuung und häusliche Pflege. Deren volkswirtschaftlicher Wert liegt laut OECD bei zehn Billionen Euro pro Jahr – das entspricht etwa den Bruttonationaleinkommen von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Kanada zusammen. Je nach Land leisten Frauen zwei- bis zehnmal mehr unbezahlte Tätigkeiten als Männer.
Drittens könnten Frauen weniger im Arbeitsleben organisieren und mitbestimmen. Es falle ihnen schwerer, unter anderem aufgrund ihrer Doppelbelastung, Interessenvertretungen zu gründen und für ihre Rechte zu kämpfen. Das sind jedoch wichtige Voraussetzungen, um Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Oxfam-Expertin Becker fordert eine „wirtschaftspolitische Kehrtwende“. Um die unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit zu verringern, müsse in Gesundheits- und Betreuungssysteme investiert werden. In allen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten verstärkt Fraueninitiativen unterstützt werden – denn sie haben viele Errungenschaften für mehr Geschlechtergerechtigkeit erkämpft.
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