Das nächste Billiglohnland

Lauren DeCicca Makkmende / Christliche Initiative Romero
Burmesische Näherinnen auf dem Weg zur Arbeit.
Textilindustrie in Myanmar
Seit der wirtschaftlichen Öffnung boomt die Textilbranche in Myanmar. Die Beschäftigten in den Zulieferbetrieben europäischer Modemarken arbeiten aber oft unter schlechten Bedingungen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Billiger als China, Thailand oder Kambodscha: Europäische Textilfirmen wie H&M, C&A, Pierre Cardin, Lonsdale oder Primark haben in den vergangenen Jahren einen Teil ihrer Produktion nach Myanmar verlagert. Ob die Textilkonzerne dort ihr Versprechen einhalten, stärker auf die Rechte der Arbeiter zu achten, hat das niederländische Forschungszentrum SOMO untersucht.

Gemeinsam mit lokalen Menschenrechtsorganisationen hat SOMO zwölf Betriebe überprüft, die für die Textilmarken produzieren und rund 400 Beschäftigte befragt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Geringe Gehälter, massive Überstunden, Kinderarbeit sowie die Verletzung von Landrechten beim Bau der Fabrikgebäude sind demnach weit verbreitet.

Alle zwölf untersuchten Fabriken beschäftigten laut des Berichts Minderjährige. In mindestens sechs Fabriken fanden die Menschenrechtler Hinweise darauf, dass diese bei Arbeitseintritt jünger als 15 Jahre alt waren. Das verstoße gegen internationales Arbeitsrecht, wonach Kinder unter fünfzehn Jahren nicht arbeiten dürfen.

Trotz allem eine Chance für das Land

Die Produzenten zahlten laut der Studie meist nicht mehr als den gesetzlichen Mindestlohn, der in Myanmar bei 3600 Kyat (circa 2,50 €) am Tag liegt. Nur in Bangladesch verdienen Arbeiter im asiatischen Raum noch weniger. Burmesische Gewerkschaften und Menschenrechtler fordern einen Mindestlohn von 6000 bis 10.000 Kyat (circa 4 € bis 6,30 €) pro Arbeitstag. Beschäftigte müssen häufig bis zu elf Stunden arbeiten, Überstunden werden meist nicht entlohnt. Wer krankheitsbedingt fehlt, bekommt oft keinen Lohn. Um den Mindestlohn zu umgehen, heuerten Arbeitgeber zudem Tagelöhner an, die von der Regel ausgenommen sind.

Trotz allem sehen die Autoren des Berichts in der Textilindustrie eine Chance für Myanmar. Sie schaffe Arbeitsplätze und könne die Armut im Land lindern. Derzeit sind in den 400 Textilwerken rund 350.000 Beschäftigte tätig, der Großteil davon sind Frauen. Zwei von drei Kleidungsstücken aus Mynamar werden nach Japan und Südkorea exportiert, knapp ein Viertel der Ware landet in Kaufhäusern in der Europäischen Union.

Die burmesische Regierung sollte die Betreiber der Fabriken strenger kontrollieren, um Arbeitnehmerrechte zu schützen, fordern die Autoren. Gewerkschaften sind in Myanmar erst seit 2012 erlaubt, bislang hätten Arbeiter kaum Möglichkeiten, sich gegen Missstände zu wehren. Internationale Textilkonzerne sollten die geringe Rechtssicherheit bei ihren Geschäften in Myanmar stärker berücksichtigen und sich möglichst genau anschauen, mit wem sie zusammenarbeiten. Das sei bisher nicht ausreichend der Fall.

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