Mangel an Medikamenten, kaum Personal und fehlender Strom: Die Krankenhäuser im Jemen kommen mit der Versorgung der Kriegsverletzten und anderer Patienten nicht mehr nach. Seit fünf Monaten hätten Ärzte und Pfleger kein Gehalt mehr bekommen, erklärt der Direktor des Al-Thawra-Hospitals, Khaled Suhail. Rund 1500 Menschen suchten täglich medizinische Hilfe in der 320-Betten-Klinik in Al-Hudayda der drittgrößten Stadt des Landes.
Viele von ihnen könnten ihre Behandlung nicht bezahlen, weil sie aufgrund des Krieges ihre Arbeit verloren haben, so Suhail. Zwar werde niemand abgewiesen, doch stationäre Patienten könnten seit kurzem aus Geldmangel kein Essen mehr erhalten. „Wir wissen nicht, ob wir in einem Monat noch arbeiten können“. Tausende sind bereits nach Dschibuti geflohen, weil sie sich dort eine bessere Versorgung erhoffen.
Nur die Hälfte der nötigen Mittel kam an
Die Kinderhilfsorganisation Save the Children macht ebenfalls auf die katastrophale Lage im Jemen aufmerksam. Mehr als die Hälfte aller geschätzten 3500 medizinischen Einrichtungen des Landes seien geschlossen oder nur teilweise funktionsfähig, heißt es in einem Bericht. Acht Millionen Kinder hätten keinen Zugang zu grundlegender medizinischer Hilfe. „Wir verlieren wöchentlich 1000 Kinder an Durchfall, Mangelernährung und Atemwegsinfektionen“, erklärt Länderdirektor Edward Santiago. „Todesfälle, die wir normalerweise verhindern könnten.“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft die internationale Gemeinschaft dringend zur Unterstützung auf. Im vergangenen Jahr habe man lediglich die Hälfte der 124 Millionen US-Dollar erhalten, die nötig gewesen wären, um das Gesundheitssystem zu stabilisieren. Für dieses Jahr erbitten die Vereinten Nationen (UN) gemeinsam mit nichtstaatlichen Organisationen rund 322 Millionen US-Dollar, um eine Basisversorgung aufrechtzuerhalten oder wieder aufzubauen.
Im Jemen wütet seit Anfang 2015 ein Bürgerkrieg zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und den Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 fliegt eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition Luftangriffe auf die Rebellen. Laut UN wurden seitdem mehr als 7600 Menschen getötet und knapp 42.000 verwundet. Mehrere Runden von Friedensverhandlungen sind bislang ergebnislos geblieben. UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief Mitte Februar die Konfliktparteien auf, die Gespräche möglichst bald wieder aufzunehmen.
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