Die Journalistinnen produzieren Videos, senden aktuelle Nachrichten über WhatsApp und Facebook und fotografieren für das digitale Storytelling. Ihr wichtigstes Handwerkszeug ist das Smartphone. „Vor allem die Videos haben uns mehr Prestige verschafft“, sagte Chefredakteurin Meera der britischen Zeitung „The Guardian“.
Die Printausgabe von Khabar Lahariya (deutsch „Nachrichtenwellen“) wurde 2002 von der indischen, nichtstaatlichen Organisation Nirantar gegründet, ursprünglich als Alphabetisierungsprojekt für Frauen. Inzwischen arbeiten bei der politisch unabhängigen Zeitung etwa 40 Journalistinnen. Darunter auch als „unberührbar“ geltende Dalits sowie Frauen aus niedrigen Kasten und Musliminnen. Die gedruckte Ausgabe hat laut Angaben der Redaktion rund 50.000 regelmäßige Leserinnen, die Webseite wurde zwischen April und Juni 700.000 Mal angeklickt.
Zu der Online-Strategie gehört außerdem ein YouTube-Kanal, in dem die Reporterinnen auf Hindi ihre Geschichten erzählen. Medienberichten zufolge haben viele von ihnen ähnliche Erfahrungen gemacht: Früher hätten sie sich nie vorstellen können, Journalistin zu werden, heute eröffne ihnen das eigene Einkommen neue Freiheiten. Viele habe der Job mutiger gemacht.
Das spiegelt sich auch in ihren Beiträgen wider. Die Reportinnen berichten über häusliche Gewalt, Streit über die Mitgift und Vergewaltigung. Genauso schreiben sie über neue Bollywood-Filme, Ernteausfälle oder Korruption auf kommunaler Ebene. „Wir versuchen, Frauen eine Stimme zu geben und Geschichten aus ihrer Sicht zu erzählen“, sagte eine der Reporterinnen dem „Guardian“.
In Indien haben rund 350 Millionen Menschen Zugang zum Internet und es gibt mittlerweile in fast jedem Haushalt ein Smartphone. Allerdings sorgt die schlechte Netzabdeckung für Probleme: Die Journalistinnen könnten ihre Reportagen oft nicht verschicken, wenn sie in ländlichen Regionen unterwegs sind, heißt es. Von dort berichten sie oft, denn Lokaljournalismus sei bei den Leserinnen besonders beliebt.
Auch mit Vorurteilen haben die Mitarbeiterinnen von „Khabar Lahariya“ zu kämpfen. Außerhalb der Städte arbeiten in Indien nur wenige Journalisten, die meisten sind Männer. Die Organisation Nirantar hatte 2014 die Arbeitsbedingungen im ländlichen Indien untersucht. Unter den 450 Millionen Befragten fanden die Forscher nur 20 Journalistinnen. „Viele von uns werden beleidigt und angegriffen“, sagte Chefredakteurin Meera dem „Guardian“. Doch sie erfahre auch Unterstützung: „Manchmal kommen junge Mädchen aus dem Dorf zu mir und sagen: Ich will sein wie Du. Das macht mich sehr stolz.“
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