Wenn du in Afrika warst, schreibe ein Buch. Zum Glück reicht schon ein Besuch, um zum Experten zu avancieren. Unlängst fühlte sich die junge britische Schauspielerin Louise Linton berufen, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Neugier und Selbstlosigkeit hatten sie 1999 für sechs Monate nach Sambia geführt.
Der Titel ihres Berichts „Im Schatten des Kongo“ nimmt es vorweg: Düster geht’s zu auf dem schwarzen Kontinent, wo es vor Buschmännern, Bananen und Bürgerkriegen nur so wimmelt. Mit westeuropäischer Unvoreingenommenheit beschreibt Linton das Land: ein gottverlassenes Stück Urwald inmitten des Herzens der Finsternis, in dem nur „ein dünnes, weißes Mädchen mit langem Engelshaar“ ein wenig Freude auf die Gesichter der malariagebeutelten Waisenkinder zaubern konnte.
Einige beleidigte Sambier, die die Wahrheit nicht aushalten, fordern nun ein Verbot des Buches. Gut, dass ihr Verlag nicht klein beigegeben, sondern die kluge Beobachterin mit einer neuen Feldstudie beauftragt hat. Ziel: das Oktoberfest in München. Hier ein exklusiver Auszug:
„Der beißende Geruch von verschüttetem Bier und Erbrochenem dringt mir in die Nase. Ganze Rinder braten sie hier an Spießen. Schamlos drapieren die Frauen ihre Dekolletés in bunten Gewändern, während sie zu traditionellen Klängen unkoordiniert und arrhythmisch klatschen. Mit leeren Blicken torkeln mir bereits vormittags Betrunkene entgegen. Kein Wunder, Perspektiven haben sie in der Provinz keine, so fern von Berlin. Die hygienischen Zustände sind erbärmlich: An jeder Ecke erleichtern sich Männer und Frauen in aller Öffentlichkeit. Das Leben hier ist faszinierend und abstoßend zugleich. Und doch bewahren sich die Bayern allzeit ihr Lächeln.“
Und Louise Linton bewahrt sich ihr Mitgefühl für alle Fremden: Alle Erlöse des Buches kommen einer Stiftung für unterhopfte Exil-Bayern in Norddeutschland zugute.
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