Gefährliche Fehlinvestition

Schweiz
Kein neues Geld mehr für Firmen, die Erdöl, Gas oder Kohle fördern, verarbeiten oder damit handeln: Das fordert die Klima-Allianz Schweiz vom Finanzplatz Schweiz. Mit seinen Geldanlagen trage der Finanzplatz zu einer katastrophalen Erderwärmung bei.

„Die größte Gefahr für das Klima ist unser Geld!“, warnen die 66 nichtstaatlichen Organisationen in ihrem knapp 30-seitigen Masterplan für die Schweizer Klimapolitik, der sich auf eine Studie stützt. Altersvorsorge, Versicherungsbeiträge, Depots und Bankguthaben arbeiten demnach gegen alle Bemühungen, das Klima zu schützen. Allein mit Pensionskassengeldern werde in Unternehmen investiert, die für so hohe Treibhausgasemissionen verantwortlich seien, wie die Schweiz jährlich selbst ausstoße, hält die Allianz fest.

Statt aus der fossilen Wirtschaft auszusteigen, werden immer noch gigantische Summen in die Suche nach neuen fossilen Lagerstätten gesteckt – und das „mit großzügiger Unterstützung von Schweizer Anlegern“, schreibt SP-Parlamentarier Beat Jans in dem Masterplan. Ihr Finanzplatz sei der größte Hebel der Schweiz, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. Denn Investitionen aus der Schweiz in die globalen Finanzmärkte trügen zu einem Szenario von vier bis sechs Grad Erd­erwärmung bei. Es sei an der Zeit zu handeln, der Schweizer Finanzplatz müsse sein Anlageportfolio anpassen und auf alternative Anlageprodukte ausweichen.

Den Investoren drohen große Verluste

Der Sozialdemokrat begründet seine Forderung auch mit wirtschaftlichen Argumenten: Denn die Klimaziele können nur erreicht werden, wenn der größte Teil der Reserven an fossilen Brennstoffen im Boden bleibt. Diese Reserven bilden aber das Bilanzkapital von Energiekonzernen wie ExxonMobile, Chevron, BP oder Gasprom. Setzen die Regierungen die Ziele der Klimakonferenz von Paris um, werden die Aktienpreise dieser Konzerne folglich fallen. Die Rede ist von einem Werteinbruch von 50 Prozent oder mehr. Investoren am Finanzplatz Schweiz würden demnach riesige Verluste erleiden. Finanzexperten warnen daher vor einer „CO2-Blase“, die platzen könnte.

Die Klima-Allianz schlägt in ihrem Plan auch noch andere Schritte vor, mit denen die Schweiz die in Paris eingegangenen Verpflichtungen erfüllen kann: So solle der Bund beispielsweise die gesetzlich verankerte Reduktionsrate von zwei auf vier Prozent pro Jahr verdoppeln, statt sie wie vorgesehen zu halbieren. Auch solle die Schweiz unabhängig von der Entwicklungszusammenarbeit mindestens eine Milliarde Franken (umgerechnet knapp eine Milliarde Euro) pro Jahr an die internationale Klimafinanzierung beisteuern. Über Lenkungsabgaben sollten unter anderem der private Autoverkehr, die Landwirtschaft, der Stromverbrauch aus nicht erneuerbaren Energien, Flugreisende und Käufer von importierten Konsumgütern dazu beitragen.

Vergangenen Dezember einigten sich in Paris 195 Staaten auf eine ambitionierte Klimapolitik. Demnach soll die globale Erwärmung bis 2100 auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden. Um das Abkommen zu verwirklichen, müssen die Staaten nun Gesetze und Richtlinien ausarbeiten.

Die Klima-Allianz hat ihren Masterplan für Entscheidungsträger der Schweizer Politik erstellt. Dabei richtet sie sich ausdrücklich auch an Politiker auf Kantons- und Gemeindeebene. Denn im nationalen Parlament ist aufgrund der bürgerlichen Mehrheit kaum mit weitgehenden Entscheidungen zum Klimaschutz zu rechnen.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2016: Sicherheit: Manchmal hilft die Polizei
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