Combating Poverty and Inequality:
Structural Change, Social Policy and Politics
United Nations Research Institute for Social Development (UNRISD), September 2010, 360 Seiten, www.unrisd.org
Pünktlich zum Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen präsentiert das UNO-Forschungsinstitut für soziale Entwicklung (UNRISD) einen Bericht, in dem es die bisherigen Methoden der weltweiten Armutsbekämpfung kritisch unter die Lupe nimmt. Die acht Millenniumsziele (MDG) seien zwar darauf ausgerichtet, die Auswirkungen von Armut, Hunger und Krankheiten zu bekämpfen, doch die Ursachen, warum Menschen arm sind, würden zu wenig beachtet.
Eine These des Berichts lautet, dass Armut und Ungleichheit untrennbar voneinander sind und gleichzeitig bekämpft werden müssen. Bei den MDG spiele die Überwindung von Ungleichheit aber keine Rolle. Die Studie vergleicht mehrere Entwicklungs- und Industrieländer, die unterschiedlich erfolgreich bei der Armutsbekämpfung waren, darunter Costa Rica, Indien, Irland und China. Das Ergebnis: Erfolgreich waren jene Länder, die auf koordinierte staatliche Hilfe, privatwirtschaftliche Entwicklung verbunden mit einer aktiven Sozialpolitik gesetzt und benachteiligte Bevölkerungsgruppen eingebunden haben. So kann zum Beispiel eine gerechtere Verteilung von Land und ein progressives Steuersystem zur Reduzierung des Einkommensgefälles und gleichzeitig zur Armutsbekämpfung beitragen.
Die Autoren der Studie empfehlen Maßnahmen auf drei Ebenen: Die erste Ebene umfasst die wirtschaftliche Entwicklung und den Ausbau des Bildungssystems. Es müssen Arbeitsplätze und Bildungsangebote für alle Bevölkerungsschichten geschaffen werden. Die zweite Ebene betrifft den Aufbau von Systemen sozialer Sicherung. Diese sollten durch ein gerechteres Steuersystem finanziert werden. Die dritte Ebene verweist auf die politische Dimension der Armutsbekämpfung. Nötig seien wirksames politisches Handeln der Regierenden unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft und eine Stärkung der demokratischen Rechte.
Die UNRISD-Studie regt dazu an, Strategien der Armutsbekämpfung noch einmal grundlegend zu überdenken. Die Erkenntnis, dass kurzfristige Maßnahmen zur Erreichung der MDGs eine langfristig angelegte Entwicklungspolitik nicht ersetzen können, ist jedoch keine große Überraschung. (saw)