(21.11.2014) Jede dritte Frau weltweit wird laut Weltgesundheitsorganisation WHO von ihrem Partner misshandelt oder missbraucht, jede siebte wird im Laufe ihres Lebens Opfer eines sexuellen Übergriffs außerhalb ihrer Beziehung. Der Kampf gegen die Ursachen sei unzureichend.
Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen sei nach wie vor "inakzeptabel hoch", kritisieren die Autoren einer Artikelserie des britischen Wissenschaftsblattes "Lancet". Die Serie erscheint kurz vor dem "Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen", der jährlich am 25. November begangen wird.
Zwar erhalte das Thema inzwischen mehr Aufmerksamkeit. Das Wissen, wie Frauen geschützt werden können, sei gestiegen, und viele Länder hätten Fortschritte gemacht bei der Bestrafung von Gewalt gegen Frauen und der Förderung der Gleichberechtigung.
Doch das Ausmaß der Gewalt – innerhalb einer Beziehung, durch Vergewaltigung, Genitalverstümmelung, Frauenhandel und Zwangsehen – bleibe „inakzeptabel hoch“, so die „Lancet“-Autoren. Bis zu 140 Millionen Mädchen und Frauen weltweit seien an ihren Genitalien verstümmelt, etwa 70 Millionen Mädchen seien vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet worden. Sie fordern die Regierungen auf, die Ursachen stärker zu bekämpfen und dafür mehr finanzielle Unterstützung bereitzustellen.
Versäumnisse bei der Prävention von Gewalt
Es reiche nicht aus, die Schuld lediglich auf die Täter, deren psychische Störungen, Alkoholmissbrauch oder eigene Missbrauchserfahrungen zu schieben. Soziale, politische und wirtschaftliche Faktoren müssten stärker berücksichtigt werden. Es werde viel zu wenig getan, um die Entstehung von Gewalt zu verhindern. Diskriminierende Gesetze müssten geändert und die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern müsse gefördert werden.
Bei der Prävention von Gewalt spiele auch das Gesundheitssystem eine wichtige Rolle. Hier könne frühzeitig erkannt werden, ob ein Mädchen oder eine Frau dem Risiko von Übergriffen ausgesetzt sei. Bislang würden jedoch „wichtige Gelegenheiten“ vertan, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sensibilisieren, erklärt Gender-Expertin Claudia Garcia-Moreno von der Weltgesundheitsorganisation WHO.
In vielen Regionen habe sich die gesellschaftliche Stellung von Frauen in den vergangenen 50 Jahren verbessert, meint Garcia-Moreno. All zu oft würden Frauen jedoch noch immer als Bürgerinnen zweiter Klasse betrachtet, diskriminiert und von Männer unterdrückt. „Sogar in Ländern, in denen Frauen viele Freiheiten genießen, müssen sie Angst vor Übergriffen haben“. (gka)
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