Jugend als Motor für Entwicklung

Investitionen in die Jugend sind Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung. Mit diesem Aufruf hat der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) seinen jährlichen Bericht vorgelegt.

Laut dem Weltbevölkerungsbericht ist jeder vierte Mensch zwischen zehn und 24 Jahren alt – damit leben mehr junge Leute auf der Welt als je zuvor. Und vor allem in den ärmsten Ländern der Welt wird ihre Zahl wachsen. "Wenn in die Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeitsmöglichkeiten junger Menschen investiert wird, können sie die Entwicklung armer Länder deutlich voranbringen", erklärte UNFPA-Vertreter Michael Hermann bei der Vorstellung des Berichtes am 18. November in Berlin.

Der Bericht mit dem Titel "1,8 Milliarden junge Menschen – Potenzial für die Gestaltung der Zukunft" macht keine Aussage darüber, wann das Bevölkerungswachstum seine Spitze erreichen wird. Eine mittlere Prognose geht von etwa zehn Milliarden Menschen zum Ende dieses Jahrhunderts aus. Wenn jede zweite Frau nur ein Kind mehr bekomme, wären es jedoch schon 17 Milliarden, warnte Hermann. Wie sich der Zugang zu Familienplanung in naher Zukunft entwickle sei daher von großer Bedeutung für die spätere Breitenwirkung.

Familienplanung in der Bildungs- und Gesundheitspolitik gilt zugleich als eine wichtige Voraussetzung für die so genannte demographische Dividende, wie sie Länder wie Südkorea, Bangladesch oder Indonesien ernten. Gehen die Geburten- und die Sterberaten einmal zurück, kann die erwerbsfähige Bevölkerung mehr in Bildung investieren und auch etwas auf die hohe Kante legen. Höhere Sparquoten wiederum könnten Investitionen ankurbeln, was die Wirtschaftsleistung positiv beeinflusst. "Auch in Afrika gibt es diese Chance", betonte Hermann.

Bähr: Zahl der Kinderheiraten ist beschämend

Um von der günstigen Bevölkerungsstruktur zu profitieren, müssten Staaten jedoch gezielt in junge Menschen investieren – und zwar von frühester Jugend an: in hochwertige Bildung, in eine umfassende Gesundheitsversorgung inklusive Aufklärung und Verhütung, sowie in menschenwürdige Arbeitsmöglichkeiten. Gezielt müssten auch Mädchen und Frauen gestärkt werden, damit sie entscheiden können, wie viele Kinder sie bekommen, und am Erwerbsleben teilhaben können. "Jeden Tag werden 39.000 Mädchen im Kindesalter verheiratet, 57 Millionen Kinder besuchen keine Grundschule", beklagte Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung. "Das ist beschämend und sollte die internationale Gemeinschaft endlich wachrütteln."

Die Investitionen in Kinder und Jugendliche in ärmeren Ländern müssen laut Bericht von Geberländern und Regierungen gemeinsam gestemmt werden, denn es stehe eine große finanzielle Herausforderung bevor. In Afrika allein ist ein Drittel der Bevölkerung jünger als 15 Jahre. Zwischen 2000 und 2010 habe sich die Zahl der schulpflichtigen Kinder um ein Drittel erhöht. In vielen armen Ländern wird der Andrang in die Grundschule um 23 Prozent, in die Sekundarbildung um 25 Prozent zunehmen. So appellierte Renate Bähr auch an die Bundesregierung, in ihrem Engagement für Jugend, Bildung und Gleichstellung der Geschlechter nicht nachzulassen.

Für die Bundesregierung betonte Ingrid Hoven, Abteilungsleiterin für Globale Zukunftsaufgaben im Entwicklungsministerium, Deutschland habe in den vergangenen Jahren rund 400 Millionen Euro für die Verringerung der Mütter- und Kindersterblichkeit ausgegeben. Der Bereich Gesundheit als ein Eckpfeiler der sozialen Entwicklung bleibe ein Schwerpunkt sein, der bis 2020 zusätzlich mit 500 Millionen Euro für die internationale Impfallianz GAVI ausgestattet werde. Auch die Bildung bleibe ein prioritäres  Handlungsfeld, obwohl die Debatte gerade sehr stark in Richtung Infrastruktur gehe. "Ich würde sagen: Bildung statt Beton", betonte Hoven.

 

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