Armen Ländern wie Liberia fehlt Geld. Schuld sind nicht nur die Geber. Auch die afrikanischen Länder erfüllen ihre Zusagen nicht.
Die entwicklungspolitische Lobbyorganisation ONE kritisiert, dass die Geberländer zu wenig ihrer Entwicklungshilfe an die ärmsten Länder geben. Im Jahr 2012 hätten die im OECD-Entwicklungsausschuss (DAC) vertretenen Geber nur 0,09 Prozent ihrer gemeinsamen Wirtschaftsleistung als Hilfe an die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) gezahlt; laut einem von den Vereinten Nationen vereinbarten Ziel sollten es mindestens 0,15 Prozent sein. Gerade die ärmsten Länder seien „hochgradig abhängig“ von der Hilfe aus dem Ausland.
ONE nennt das von der Ebola-Krise besonders hart betroffene Liberia als Beispiel: Die Wirtschaft des westafrikanischen Landes wachse um beachtliche zehn Prozent jährlich, der Anteil der Steuern an der Wirtschaftsleistung habe 2012 bei „beeindruckenden 29 Prozent“ gelegen. Dennoch entsprachen die Steuereinnahmen pro Kopf im selben Jahr nur 132 US-Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland lag das Steueraufkommen 2012 zwar nur bei 22,5 Prozent der Wirtschaftsleistung, die Einnahmen pro Kopf aber bei etwa 9400 Dollar.
Hätten alle DAC-Geber 0,2 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die ärmsten Länder ausgegeben, dann wären 2012 zusätzlich 50 Milliarden Dollar zusammen gekommen, heißt es im diesjährigen DATA-Bericht der Lobbyorganisation. Der Bericht weist aber auch darauf hin, dass die Regierungen in Afrika, wo die meisten ärmsten Länder liegen, selbst mehr Mittel mobilisieren könnten, würden sie sich an eigene Zusagen halten. So haben sich die afrikanischen Staaten bereits 2001 im nigerianischen Abuja darauf verständigt, 15 Prozent ihrer Staatshaushalte für Gesundheit auszugeben. Laut ONE haben sich in den Jahren 2010 bis 2012 nur sechs von 43 Staaten daran gehalten. Hätten alle Regierungen das vereinbarte Geld bereitgestellt, wären in diesen drei Jahren fast 55 Milliarden Dollar zusätzlich zusammengekommen. Gesundheitsinvestitionen seien wichtig, sagte die ONE-Afrikadirektorin Sipho Moyo bei der Vorstellung des Berichts, „damit Krisen wie die gegenwärtige Ebola-Epidemie in Westafrika gar nicht erst entstehen können“. (ell)
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