Die Denkfabrik der Zukunft

Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) blickt zum 50. Jubiläum in die Zukunft: Wie die Entwicklungspolitik wird auch die Entwicklungsforschung sich grundlegend ändern müssen.

Das Institut heißt im Jahr 2039 Deutsches Institut für Kooperation, der Direktor ist Chinese und die Mitarbeitenden aus 30 Nationen befassen sich mit Armut in sämtlichen Ländern – diese Vision war auf dem Jubiläum des DIE zu hören. Bisher ist das Institut davon noch weit entfernt. Aber schon heute sind Experten aus den Süden an beinahe allen Forschungsvorhaben beteiligt, sagte der Direktor des DIE Dirk Messner auf der Jubiläumsveranstaltung in Bonn Anfang September. Das erhöhe die Glaubwürdigkeit der Forschung im Süden und damit die Chance, dass sie von der Politik aufgegriffen werde.

Das DIE wurde 1964 gegründet, zunächst um Studienabsolventen auf einen Einsatz in der Entwicklungsarbeit vorzubereiten. Es ist heute außerdem in der Fortbildung von Führungskräften aus dem Süden sowie in der Forschung tätig und zählt international zu den führenden entwicklungspolitischen Denkfabriken. Sein 50-jähriges Jubiläum hat es in Bon mit einem Festakt, einem Treffen früherer Absolventen und einer internationalen Konferenz zu Perspektiven der Entwicklungsforschung begangen.

Ein Leitthema waren Umbrüche in der Weltwirtschaft und in der Entwicklungspolitik. „Entwicklung als Thema verschwindet“, formulierte der frühere Leiter des britischen Entwicklungsinstitutes ODI, Simon Maxwell, provokant. In den ärmsten Ländern bleibt Hilfe wichtig, räumte er ein. Doch die Forschung müsse Armut heute auch in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen in den Blick nehmen. Von ihm stammt die Vision, dass das DIE zum Institut für Kooperation unter Leitung eines Chinesen wird – von Deutschland großzügig finanziert.

Die Geber-Nehmer-Haltung funktioniert nicht mehr

Welche neuen Ansätze der internationalen Kooperation funktionieren, weiß man laut Dirk Messner noch nicht genau. Klar sei aber, was nicht mehr funktioniere: eine Geber-Nehmer-Haltung. Die Entwicklungshilfe verliert für viele Länder an Gewicht, sagte auch Imme Scholz, die stellvertretende Leiterin des DIE. Aber Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und kulturelle Verständigung – gerade mit islamischen Ländern – würden in der globalen Debatte wichtiger. Die Forschung dazu, betonte Scholz, sei wegen des zugrunde liegenden ethischen Anspruchs auch persönlich fordernd.

Vertreter der Politik bescheinigten dem DIE, dass sein Rat gerade wegen der unabhängigen Expertise wertvoll sei. Laut dem Staatssekretär im Entwicklungsministerium Hans-Joachim Fuchtel ist das Angebot auf diesem Beratungsmarkt stark gewachsen; das BMZ wähle jeweils das passendste aus. Das DIE habe aber aufgrund seiner Erfahrung eine starke Stellung, seine Expertise sei alltagstauglich. Nur mehr Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern auch aus Afrika sei wünschenswert. (bl)

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