Ohne kirchliche Gesundheitseinrichtungen bräche in vielen Ländern des globalen Südens die Versorgung zusammen. Insbesondere in ländlichen Gegenden sind die Kirchen oft die einzigen Anbieter medizinischer Dienste. Darüber hinaus fördern sie die Eigenverantwortung der Menschen für ihre Gesundheit. Das zeigt etwa ein Projekt des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) in Malawi. Die beteiligten Dorfgemeinschaften bauen derzeit regensichere Toiletten. „Dadurch sinkt nicht nur die Zahl der Durchfallerkrankungen“, berichtet Yoas Mvula, der für die Presbyterianische Nkhoma Synode in Malawi die Gesundheitsarbeit koordiniert. „Die Menschen verstehen jetzt, warum Hygiene für ihre Gesundheit wichtig ist und welche Verantwortung sie dabei haben.“
Jonny Oomen aus Ostindien klärt seit 1987 die Dorfbewohner in seiner Region über gesundheitliche Fragen auf. „Über die Jahre konnten wir so die Kindersterblichkeit um drei Viertel senken“, sagt der Direktor eines ehemaligen Missionskrankenhauses. Im Kampf gegen Malaria könne man „nicht darauf hoffen, dass die Moskitos irgendwann aussterben. “ Man müsse den Menschen erklären, wieso Moskitonetze wichtig sind und warum welche Medikamente bei Anfällen eingenommen werden müssen.
Grundversorgung alleine reicht nicht aus
Dass sich christliche Gesundheitsarbeit auf die Arbeit an der Basis konzentriert, geht auf eine internationale Konsultation zurück, die vor 50 Jahren ebenfalls in Tübingen stattfand. Theologen und Mediziner aus aller Welt waren sich damals einig, dass die Behandlung in Missionskrankenhäusern nicht ausreiche. Sie riefen dazu auf, den Fokus in der Gesundheitsversorgung künftig auf die Gemeinden zu legen. Bei einer zweiten Konferenz 1967 wurde das Konzept der Basisgesundheitsarbeit ausgearbeitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) griff viele der darin enthaltenen Ideen auf und verabschiedete 1978 das weltweit anerkannte Konzept der „Primary Health Care“ (Medizinische Grundversorgung).
Doch das Konzept reicht nicht aus, um allen Menschen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Krankheiten wie Aids, Tuberkulose oder Krebs lassen sich nicht mit einfachen Mitteln heilen oder behandeln. „Wir müssen die Erfahrungen aus der Basisgesundheitsarbeit mit guter Medizin zusammenbringen“, sagt Gisela Schneider, Direktorin des Difäm. „Auch Menschen in entlegenen Gegenden haben das Recht auf medizinische Versorgung in einem gut ausgestatteten Krankenhaus.“ Das koste Geld, doch Gesundheit dürfe kein Markt sein. „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.“ Das gelte für arme und reiche Länder gleichermaßen, betont Schneider.
In der Abschlusserklärung des diesjährigen internationalen Symposiums appellieren die Teilnehmer an die Regierungen, allen Menschen Zugang zu guter medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Internationale Unternehmen, Geldgeber und der Privatsektor seien in der Pflicht, in Forschung und Entwicklung von bezahlbaren Medikamenten zu investieren. Den Kirchen komme die Rolle zu, sich gegenüber Regierungen und Wirtschaft für die Rechte der Armen und Benachteiligten stark zu machen. Gleichzeitig sollen sie durch Fortbildung der Angestellten und eine entsprechende finanzielle Ausstattung professionelle Standards in christlichen Gesundheitseinrichtungen sichern.
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