Feministische Medien: Das Wort der Frau

Alternative Frauensender fordern die Männerwelt heraus, die Journalistinnen leben deshalb oft gefährlich. Doch Glaubwürdigkeit ist keine Frage des Geschlechts: Auch freie Frauenmedien müssen möglichst professionell arbeiten.

Jamileth Chavarría ist überzeugt, dass ihr der Feminismus das Leben gerettet hat. Und die Arbeit beim Frauensender Palabra de Mujer in der entlegenen nicaraguanischen Gemeinde Bocana de Paiwas. Das Community Radio versteht sich als Kampfinstrument gegen den Machismo und für die Rechte der Frau, wo Rechtsstaat und Polizei versagen. Die Radiomacherinnen haben mit „La Bruja“ – die Hexe – eine Phantasiegestalt geschaffen, die im Radio Gewalttäter beim Namen nennt.

Wenn Frauen sich über prügelnde Männer beklagen, prüfen die Journalistinnen den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen und machen die Täter publik. Die Polizei helfe oft nicht, klagt Jamileth Chavarría. Einmal habe sie einen prügelnden Polizisten in flagranti ertappt. Der habe sie beschossen und dann wegen angeblichen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt. Letzten Endes musste er sich aber der Macht des Radios beugen und zog in ein anderes Dorf.

Radio Palabra de Mujer ist eines von sechs alternativen Frauenmedien, die die österreichische Frauensolidarität in der Studie „Bewaffnet mit Kugelschreiber und Mikrofon. Medien als Werkzeug sozialer Entwicklung“ untersucht hat. Die Mitte Juni veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit der Rolle von Frauen in Medien des globalen Südens und deren Beitrag zu Demokratie, Entwicklung und Gleichberechtigung. „Frauen setzen andere Schwerpunkte, haben andere, neue, bessere Blickwinkel und Herangehensweisen für die bislang viel zu sehr von Männern dominierte Medienwelt“, schreibt die Autorin der Studie, Caroline Haidacher.

Dass Frauen als Medienmacherinnen und in der Berichterstattung zu kurz kommen, konstatierte schon 1980 der McBride Report. Auf dessen Grundlage forderte die UNESCO damals eine neue Weltmedienordnung, in der die Anliegen benachteiligter Gruppen und armer Länder mehr Aufmerksamkeit erhalten sollten.

Vor allem die kommerziellen Medien in den USA und Westeuropa sahen darin eine Bedrohung der Pressefreiheit und wehrten sich. Deshalb versuchen heute unabhängige Alternativmedien, kleine Community-Radios und gemeinnützige Publikationen, die von der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 erneut formulierten Forderungen umzusetzen.

Frauenmedien werden als einflussreich wahrgenommen

Community-Medien zeichnen sich dadurch aus, dass alle Mitglieder einer Gemeinschaft mitmachen können. Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass es sich lohne, möglichst professionell zu arbeiten. Das zeigt das Beispiel der Tanzania Women’s Media Association (TAMWA) deren Mitglieder zum Teil ausgebildete Journalistinnen sind und wissen, worauf es den Medien ankommt und was eine Nachricht ausmacht. Die TAMWA wird inzwischen von anderen Medien als Quelle zitiert und auch in Menschenrechtsfragen als Autorität wahrgenommen.

Mitbegründerin Valerie Masoka erzählt in der Studie, wie die Polizei sie um Hilfe gebeten habe, als zwei vor der Genitalverstümmelung geflohene Mädchen aufgegriffen wurden: „Sie hätten sie genauso gut zurückschicken können. Das zeigt uns, dass schon mehr Bewusstsein herrscht und dass wir als Organisation, die mit solchen Angelegenheiten gut umgehen kann, anerkannt werden.“

Die Studie stellt zudem Frauenmedien aus Namibia, Südafrika, Costa Rica und Kolumbien vor. Dabei wird deutlich, wie mühsam und in manchen Ländern lebensbedrohlich die Arbeit ist. Messbare Erfolge stellen sich erst nach Jahren und vielen Rückschlägen ein. In manchen Ländern werden den freien Radios auch durch die restriktive Frequenzvergabe und gesetzliche Hürden gezielt Stolpersteine in den Weg gelegt.

www.frauensolidaritaet.org/news/2014/medien_dt.pdf

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erschienen in Ausgabe 7 / 2014: Lobbyarbeit: Für den Nächsten und sich selbst
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