(8.11.2013) Nepal ist es gelungen, die Müttersterblichkeit stark zu reduzieren. Es ist damit eines der wenigen Länder, die das Millenniumsziel Nummer 5 voraussichtlich erreichen werden. Wie hat es das geschafft?
Nepal zählt 26,6 Millionen Einwohner und ist das ärmste Land in Südasien. Von 1996 bis 2006 wurde es von einem Bürgerkrieg erschüttert, in dem maoistische Rebellen gegen die Monarchie und das hinduistische Kastensystem kämpften. Die Bedingungen, eine medizinische Grundversorgung aufzubauen, zählten zu den schwierigsten weltweit, schreiben britische Entwicklungsexperten in einer Fallstudie.
Dennoch sei es gelungen, die Müttersterblichkeit zwischen 1996 und 2006 um 47 Prozent auf 281 Todesfälle bei 100.000 Geburten zu senken. Auch die Zahl der Kinder, die vor dem fünften Lebensjahr sterben, sei stark zurückgegangen. Die Lebenserwartung hingegen sei zwischen 1990 und 2010 um fast 15 Jahre gestiegen.
Was hat diesen Erfolg möglich gemacht? Zum einen haben sich die Regierung und die Geber – politisch und finanziell – darauf konzentriert, die Gesundheit von Müttern zu fördern, indem sie den Zugang zu medizinischen Diensten vor allem in abgelegenen Gebieten verbessert haben. Zum anderen haben bessere Bildungschancen und Empowerment-Programme dazu beigetragen, dass Frauen besser über gesundheitliche Risiken bei Schwangerschaften Bescheid wissen, und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Die Frauen entscheiden sich, weniger Kinder zu bekommen
Sie haben mehr Möglichkeiten zur Familienplanung und Verhütung, und entscheiden sich insgesamt dafür, weniger Kinder zu bekommen. In den frühen 1980er Jahren lag die durchschnittliche Kinderzahl pro Haushalt noch bei sechs, 2011 waren es nur noch 2,6.
Hinzu kam laut den Experten des britischen Overseas Development Institute, dass es der nepalesischen Regierung in den vergangenen 15 Jahren gelungen ist, die Armut im Land von 42 auf 25 Prozent zu senken. All dies ergebe einen „fruchtbaren Kreislauf“, der sich gegenseitig verstärke. Aus Nepals Erfahrungen könnten wichtige Lehren für andere arme Länder gezogen werden, die mit hohen Raten der Müttersterblichkeit kämpfen, betonen die Experten.
Doch natürlich ist auch in Nepal nicht alles gut. Die Fortschritte bei der Müttersterblichkeit sind sehr ungleich verteilt und zeigen sich vor allem in städtischen Gebieten und unter den Wohlhabenderen. Muslimische Frauen haben ein drei Mal höheres Risiko bei der Geburt eines Kindes zu sterben als Newari-Frauen, die einer höheren Kaste angehören. Hier, so die ODI-Experten, müsse noch viel getan werden. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass die Regierung und die Geber in ihren Anstrengungen für bessere Gesundheitsdienste nicht nachlassen. (gka)
Neuen Kommentar hinzufügen