Gott, Buddha – oder der Kommunismus

Chinas Führung ist entsetzt: Ihre Kader klauen nicht nur, sie fangen auch noch an zu beten. Mit dem Glauben an den Kommunismus ist es dagegen nicht mehr weit her. Nicht einmal jedes zweite Mitglied der Partei ist laut hauseigenen Forschern überzeugt, dass am Ende der Zeiten der Kommunismus verwirklicht wird. Immer mehr aber entzünden Räucherstäbchen im Tempel, vertrauen auf Horoskope oder gehen zum Wahrsager. Nicht wenige tun das, eben weil sie klauen, meint ein Professor der Führungskräfte-Akademie: Kleine Kader lassen sich bestechen, dann plagt sie das schlechte Gewissen und sie wenden sich an Gott oder Buddha in der Hoffnung auf Schutz und Vergebung. Und von gut hundert hohen Tieren, die wegen Korruption zu strengen Strafen verurteilt wurden, waren die einen beim Wahrsager und die anderen hatten Buddha geopfert – um nicht entdeckt zu werden.

Feuer mit Feuer bekämpfen

Manch Priester der Partei sieht sich gewissermaßen spirituell im Nachteil: Die Gottesbilder von Christen oder Buddhisten seien so anschaulich und fassbar, dass der Kommunismus als abstrakte Wahrheit damit nicht konkurrieren könne. Gemach, Genossen. Vielleicht könnt ihr Feuer mit Feuer bekämpfen und später den jetzigen Bischof von Limburg für eure Gläubigen engagieren. Inzwischen drängen sich zwei gute Ratschläge für kurzfristige Abhilfe auf. Erstens sollte die Parteispitze einsehen, dass es unklug war, dem Volk die sozialistisch-traditionellen Formen von Reue und Buße zu nehmen. Führt also die Kampf- und Kritiksitzungen der Mao-Zeit wieder ein! Zweitens haben eure Professoren bei ihren Parteistudien übersehen, dass Horoskope und Wahrsager den verdorbenen Spitzenkadern offenbar nichts genutzt haben – sie sitzen doch im Knast. Macht also allen Funktionären deutlich, dass besser an den Kommunismus glauben sollte, wer beim Klauen nicht erwischt werden will.

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erschienen in Ausgabe 11 / 2013: Kriminalität
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