Austauschen statt entsenden

„Nah dran“ – so heißt neuerdings die Zeitschrift für den Entwicklungsdienst in der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Das kann man als Antwort auf jene Kritiker verstehen, denen zufolge der gute, alte Deutsche Entwicklungsdienst (DED) mit der Fusion zur GIZ abgewickelt werden soll. „Leichtfertige Zerschlagung einer der wichtigsten Entwicklungseinrichtungen Deutschlands“, „Bewährtes über Bord geworfen“, – mit harschen Worten hatte der sogenannte DED-Freundeskreis Ende Juni in einer Anzeige in zwei Tageszeitungen mit der Politik von Entwicklungsminister Dirk Niebel abgerechnet.

Beim unbeteiligten Leser hinterließ dieses Gepolter genau den Eindruck, den der Freundeskreis eigentlich vermeiden will: dass hier einige ehemalige DEDler ihren Frust darüber rauslassen, dass es „ihren“ Entwicklungsdienst nicht mehr gibt. Es stimmt ja: Niebel hat sich von Beginn seiner Amtszeit an vor allem abfällig über Entwicklungshelfer und ihre Arbeit geäußert: „Hirseschüssel-Ministerium“ und „Entwicklungspolitik in der Schlabberpulli-Ecke“ waren die Vokabeln, mit denen er seine Verachtung zum Ausdruck gebracht hat. Richtig ist auch, dass sich die Arbeit der Entwicklungshelfer in der GIZ verändert. Sie sind jetzt Teil der GIZ-Programme, die das Entwicklungsministerium mit den Regierungen der Partnerländer beschließt. Das erschwert in vielen Ländern die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, vor allem wenn sie regierungskritisch eingestellt sind.

Zu Recht fordert der DED-Freundeskreis, der Staat solle ein Austauschprogramm finanziell fördern

Dennoch: Was die zuständige GIZ-Chefin Cornelia Richter in der ersten Ausgabe von „Nah dran“ zur Arbeit von Entwicklungshelfern sagt, klingt teilweise genauso wie das, was der Freundeskreis fordert: Arbeit an der Basis, enger Kontakt zur Zivilgesellschaft und Stärkung des ursprünglichen Charakters eines Dienstes auf Zeit. Vielleicht wird ja doch noch etwas aus dem Entwicklungsdienst in der GIZ. Dass das nicht ausgeschlossen ist, sieht man offenbar auch in Teilen des DED-Freundeskreises so. Dort schiebt sich zunehmend die Idee eines zivilgesellschaftlichen Austauschprogramms in den Vordergrund, in dem Helfer nicht nur von Nord nach Süd gehen, sondern umgekehrt auch aus den Partnerländern zu uns kommen. Das wäre etwas Neues und würde den Entwicklungsdienst der GIZ und die Entsendedienste nichtstaatlicher Träger wie der Kirchen sinnvoll ergänzen. Zu Recht fordert der DED-Freundeskreis, der Staat solle ein solches Austauschprogramm finanziell fördern. Das wäre tatsächlich sinnvoll investierte „Entwicklungshilfe“. Andererseits sollten die zivilgesellschaftlichen Organisationen, die daran interessiert sind, einfach mal vorangehen und selbst Geld in die Hand nehmen. So könnten sie zeigen, ob und wie solche Einsätze von Süd nach Nord funktionieren. 

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erschienen in Ausgabe 8 / 2013: Zentralasien – Als Partner umworben
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