(23.07.2013) Weniger Mädchen in Afrika werden Opfer von Genitalverstümmelung – aber immer noch viel zu viele. Ein neuer Unicef-Bericht zeichnet bestenfalls ein gemischtes Bild.
Die internationale Gemeinschaft hat in den vergangenen Jahren den Kampf gegen Genitalverstümmelung verstärkt. Neben der engagierten und zähen Arbeit zahlreicher Hilfsorganisationen hat auch die UN-Generalversammlung im Dezember 2012 eine Resolution dazu verabschiedet. Und es sind Fortschritte zu verzeichnen.
Weltweit leben 125 Millionen Mädchen und Frauen mit den Folgen einer Genitalverstümmelung. Solche Eingriffe werden hauptsächlich in 29 Ländern in Afrika und im Mittleren Osten praktiziert. Für den Bericht hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen umfangreiche Daten über einen Zeitraum von 20 Jahren zusammengetragen, wie sich die Einstellungen dazu und die tatsächliche Praxis verändert haben.
Die Mehrheit der Menschen, Frauen wie Männer, spreche sich mittlerweile dafür aus, die Tradition abzuschaffen, heißt es darin. In mehr als der Hälfte der untersuchten Länder seien Mädchen nun weniger gefährdet als es noch ihre Mütter waren. Doch dieser Wandel bei den individuellen Einstellungen führe nicht automatisch dazu, dass sich das Verhalten ändere.
Sozialer Druck wiegt stärker als die Angst vor Strafe
So werde als häufigster Grund für eine Beschneidung ein Gefühl sozialer Verpflichtung angegeben. Eltern lassen ihre Töchter beschneiden, weil sie annehmen, dass das von ihrem sozialen Umfeld erwartet wird. Das wiege offenbar schwerer als die Angst vor Strafverfolgung: In den meisten Ländern, darunter Ägypten und Dschibuti, ist Mädchenbeschneidung gesetzlich verboten.
In vielen Regionen vollzögen sich Veränderungen deshalb nur langsam, heißt es in dem Bericht. So seien weiter jährlich drei Millionen Mädchen in Gefahr, an ihren Genitalien beschnitten zu werden. In Ländern wie Ägypten, Dschibuti, Guinea und Somalia müssten sich noch immer 90 Prozent der Mädchen einem solchen Eingriff unterziehen.
Breit angelegter Diskussionsprozess muss weitergehen
Gesetze allein reichten nicht aus, um Mädchen vor Genitalverstümmelung zu schützen, bilanzieren die Autoren des Berichtes. Möglichst viele Frauen und Männer müssten in den Prozess einbezogen werden, die Tradition zu hinterfragen und offen zu diskutieren.
Und das sollte schon in der Familie beginnen – laut dem Bericht wissen viele Frauen nicht, wie ihre Ehemänner zu der Praxis stehen. Und viele Mädchen und Frauen unterschätzen offenbar die Zahl der Jungen und Männer, die die Mädchenbeschneidung abschaffen wollen. (gka)
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