Zehn Prinzipien mit zweifelhafter Wirkung

Die Schweiz hat sich seit der Lancierung des Global Compact besonders für diese Initiative der Vereinten Nationen engagiert. Bei der Feier zum zehnjährigen Jubiläum kamen aber auch die Kritiker zu Wort.

Zahlreiche Prominente aus dem In- und Ausland haben Ende Oktober in Bern den Nutzen des Global Compact für eine nachhaltige Entwicklung unterstrichen. Sie sei die weltgrößte Initiative zu verantwortungsvoller Unternehmensführung, und die Schweiz sehe sie als Chance, die Wirtschaft in die Armutsbekämpfung weltweit einzubinden, betonte Martin Dahinden, Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

Autorin

Viera Malach

arbeitet für die Presseagentur InfoSüd.

Der Global Compact enthält zehn Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. An diesen Prinzipien könnten Unternehmen die Qualität ihrer Geschäftspraktiken reflektieren, sagte Klaus M. Leisinger, Präsident und Geschäftsführer der Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung. Leisinger und die DEZA hätten die Initiative wesentlich vorangebracht, sagte Georg Kell, Geschäftsleiter des UN Global Compact. Für ihr Engagement hat die DEZA bereits am Leaders Summit des Global Compact im Juni in New York einen Preis erhalten.

Seit seinem Start im Sommer 2000 ist der Global Compact von 40 auf heute rund 6000 Unternehmen in über 130 Staaten gewachsen. Allerdings habe dieses Wachstum den Schutz der Menschenrechte nicht wesentlich verbessert, befand Danièle Gosteli Hauser von Amnesty International Schweiz in der Podiumsdebatte. Der Global Compact habe die Erwartungen nicht erfüllt und werde darüber hinaus von der Zivilgesellschaft nicht getragen. Amnesty habe deshalb das Beratergremium (Advisory Board) verlassen. Die Wirkung des Paktes bleibe aus, meinte auch Peter Niggli, Geschäftsleiter von Alliance Sud der großen Hilfswerke. Anstelle der Freiwilligkeit bei der Einhaltung von Prinzipien seien verbindliche Ansätze und politische Regulierung nötig, forderte Niggli.

Der Global Compact habe kulturübergreifende Werte geschaffen, befand indes der Theologe Hans Küng. Es brauche nicht unbedingt Gesetze, sondern eine ethische Rahmenordnung, um „sich menschlich aufzuführen". Küng verwies auf das „Manifest für ein globales Wirtschaftsethos", das er zusammen mit Leisinger im Vorjahr dem UN Global Compact zur Unterzeichnung vorgelegt hatte und in Bern in Buchform präsentierte.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2010: Staatsaufbau - Alles nur Fassade?
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