Zockervorwürfe gegen Sternsinger


Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA) ist in Bedrängnis. Die finanzstärkste der kirchlichen Organisationen Österreichs, die Projektarbeit in den Entwicklungsländern finanzieren, muss sich gegen den Vorwurf leichtfertiger Spekulation verteidigen.

Zu Jahresbeginn waren wieder rund 85.000 Buben und Mädchen in allen katholischen Pfarreien Österreichs als Sternsinger unterwegs. Sie bewarben diesmal Projekte im mittelamerikanischen Guatemala. Mitte Januar platzte dann eine Bombe, die der Glaubwürdigkeit der Dreikönigsaktion erheblich schadet. Das Nachrichtenmagazin „Profil“ berichtete über Spendengelder der Diözese Linz, die in Immobilienaktien angelegt wurden. Im Zuge der Finanzkrise seien diese Papiere fast wertlos geworden.

Autor

Ralf Leonhard

war bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 2023 freier Journalist in Wien und ständiger Korrespondent von "welt-sichten".

Der Geschäftsführer der Dreikönigsaktion, Erwin Eder, musste sich gegen wütende Aktivisten und verunsicherte Spender verteidigen, die sich zu Dutzenden meldeten, und gegenüber Presseleuten Schadensbegrenzung betreiben. Er bestreitet nicht, dass 184.000 Euro der oberösterreichischen Sektion in Aktien des Immobilieninvestors Conwert AG angelegt worden seien. Allerdings habe ein auf ethische Kapitalanlagen spezialisierter Anlageberater diese Wertpapiere als risikoarm empfohlen. Die Investition sei, so Eder, 2005 „im Rahmen eines Bündels ethischer Zwischenveranlagungen mit unterschiedlicher Laufzeit“erfolgt. Im Übrigen handele es sich nur um einen Verlust in den Büchern. Die von 13,20 auf 2,90 Euro abgestürzte Aktie hat sich inzwischen wieder erholt und notiert heute bei 10,90 Euro.

Kein Verstoß gegen das Spendensiegel

Die DKA trägt seit 2001 das österreichische Spendengütesiegel. Auch gegen deutsche Spendenkriterien würde die Veranlagung nicht verstoßen. Christel Neff vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das das Spendegütesiegel für deutsche Organisationen und Stiftungen vergibt, sagt, es sei durchaus üblich, dass Hilfswerke Gelder, die nicht unmittelbar ausgegeben werden müssen, anlegen. Die Richtlinien schreiben vor, dass mit den Mitteln „sorgsam“ umgegangen werden müsse. Das DZI empfiehlt mündelsichere, also praktisch risikofreie Anlagen wie Festgeldkonten oder Bundesschatzbriefe. Während der Finanzkrise sei es dennoch auch bei deutschen NGOs als Folge von Kursschwankungen zu Verlusten gekommen, zumindest buchhalterischen.

Österreichs Sternsinger ersangen letztes Jahr fast 14,5 Millionen Euro, die in Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika fließen. Nahezu ein Fünftel landet in den Sammelbüchsen der Diözese Linz, die traditionell die besten Ergebnisse bringt. Praktisch jedes Jahr gibt es leichte Zuwächse. Vielen Spendern ist nicht bewusst, dass ihre Gelder nicht sofort in Projekte fließen. Erwin Eder fürchtet jetzt um den guten Ruf seiner Organisation: „Es macht mich betroffen, wenn ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Spender auf Grund der Berichterstattung den Eindruck bekommen, dass mit den Spendengeldern leichtfertig umgegangen wird. Ich setze mich mit ganzer Kraft dafür ein, dass jeder Spenden-Euro gewissenhaft verwaltet und so schnell und wirksam wie möglich für die Bekämpfung von Armut und Unterdrückung in Afrika, Asien und Lateinamerika eingesetzt wird.“

Um vorzubeugen, dass Geld durch riskante Anlagen verloren geht, hat die Dreikönigsaktion in den vergangenen Jahren begonnen, in Abstimmung mit Fachleuten der Bischofskonferenz verbindliche Kriterien für risikofreie und ethisch unbedenkliche Anlagen zu erarbeiten. Dafür sollen auch Einbußen beim Zinsgewinn in Kauf genommen werden.

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