Ein Nachgeschmack wie von schalem Bier

Die Schweiz steht als Tiefsteuerparadies einmal mehr am Pranger. Denn auch legale Praktiken multinationaler Unternehmen entziehen den Entwicklungsländern hohe Steuereinnahmen, wie Recherchen der britischen Entwicklungsorganisation ActionAid zeigen.

Als Anschauungsbeispiel dient der Bierhersteller SABMiller. Der Getränkekonzern führe jährlich rund 24 Millionen Euro Steuern an Afrika und Indien vorbei, indem er Steuertricks nutze, kritisiert ActionAid im Bericht „Calling Time – Stop Tax Dodging“. So versteuert SABMiller seine Markenrechte in den Niederlanden, wo das am günstigsten ist. Und einer konzerneigenen Firma im Tiefsteuerkanton Zug zahlt SABMiller „Beratungsgebühren“, die in Entwicklungsländern steuermindernd als Ausgaben geltend gemacht werden können.

Autorin

Viera Malach

arbeitet für die Presseagentur InfoSüd.

In Ghana weist SABMiller Verluste aus und spart Steuern

„Eine Tochterfirma von SABMiller in Ghana hat dem Zuger Unternehmen Bevman Services AG im vergangenen Jahr rund 1,2 Millionen Euro für Dienstleistungen bezahlt, die nach den Recherchen von ActionAid mit größter Wahrscheinlichkeit nie stattgefunden haben. Der Konzern hat sich so die ghanaische Unternehmenssteuer von 25 Prozent gespart“, erklärt Mark Herkenrath, Experte für internationale Finanzen der Alliance Sud der großen Schweizer Hilfswerke. Ghana bleibe nur der Ertrag der kleinen Quellensteuer, die nach dem Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz auf acht Prozent reduziert worden ist. In Ghana wies SABMiller jedoch nicht zuletzt wegen der Zahlungen an Bevman Verluste aus und zahlte nur in einem der letzten vier Jahren Unternehmenssteuer.

Während der Konzern mit Steuer- und Buchhaltungstricks jährlich Gewinne in Höhe von rund 80 Millionen Euro in Steueroasen verlagert, davon 48 Millionen Euro an Firmen vor allem im Kanton Zug, entgehen afrikanischen Staaten dringend nötige Einnahmen, kritisieren die Entwicklungsorganisationen. Die Autoren der Studie von ActionAid schätzen den Verlust als Folge von derlei Praktiken multinationaler Firmen auf ein Mehrfaches der internationalen Entwicklungshilfe für Afrika.

Dabei unterstützt das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO in Ghana Steuerreformen auf mehreren Ebenen: „Wir beteiligen uns am Aufbau von Kapazitäten einer Steuerverwaltung wie auch bei der Formulierung einer kohärenten Steuerpolitik und -gesetzgebung des Finanzministeriums“, sagt SECO-Ökonom Matthias Feldmann. Das schließe die Besteuerung aller Wirtschaftsakteure ein, auch multinationaler Unternehmen.

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erschienen in Ausgabe 2 / 2011: Behinderung: Das Recht auf Teilhabe
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