Raus aus der Schmuddelecke?

Simbabwes Premierminister Morgan Tsvangirai hat von seinen Besuchen in den USA und Deutschland umfangreiche Zusagen über humanitäre Hilfe mit nach Hause genommen. Auch mit der Europäischen Union (EU) fanden offizielle Gespräche statt – zum ersten Mal seit sieben Jahren. Simbabwe bräuchte schnell viel Geld, um nicht ins Chaos zurückzusinken. Doch noch ist das Risiko hoch, dass es in die falschen Hände gerät.

Die Vorsicht der westlichen Geber gegenüber Simbabwe ist angebracht. Die Koalitionsregierung aus ZANU-PF, der Partei von Präsident Robert Mugabe, sowie der oppositionellen Bewegung für den demokratischen Wandel (MDC) hatte sich erst nach langwierigen und komplizierten Verhandlungen im Februar 2009 gebildet. Beim Schachern um die wichtigsten Kabinettsposten konnte die MDC zwar mit Tendai Biti das Finanzministerium besetzen, doch der Chef der Zentralbank, Gideon Gono, der einen großen Teil der Verantwortung für den wirtschaftlichen Niedergang Simbabwes in den vergangenen Jahren trägt, hat sich in seinem Amt gehalten. An zahlreichen Schlüsselpositionen versuchen Mugabe-Anhänger, Reformen zu blockieren; vorgesehen sind unter anderem eine neue Verfassung und Neuwahlen. Die Menschenrechtslage ist nach wie vor prekär, eine freie Berichterstattung nicht möglich. Aber es gibt auch Anzeichen für einen Wandel zum Besseren: Schulen und Krankenhäuser haben wieder geöffnet, die Regale der Supermärkte sind gefüllt. Die Hyperinflation konnte durch die Einführung des US-Dollars und anderer ausländischer Währungen als Zahlungsmittel unter Kontrolle gebracht werden, für dieses Jahr rechnet der Internationale Währungsfonds IWF immerhin mit einem Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent.

Diese Entwicklungen haben Biti und Tsvangirai Glaubwürdigkeit verschafft. Die Gelegenheit wäre günstig, den Aufschwung zu stabilisieren und die demokratische Entwicklung voranzutreiben. Doch dafür bräuchte das Land schnell viel Geld. Der Finanzbedarf, um das Bildungs- und Gesundheitssystem zu reformieren, die marode Wasser- und Stromversorgung in Stand zu setzen und die Industrie wieder aufzubauen, ist riesig. Mit humanitärer Hilfe allein ist es nicht getan. Aber noch ist das Risiko hoch, dass sich die Reformkräfte in der Regierung nicht durchsetzen können oder dass das für sie bestimmte Geld in die falschen Hände gerät. Schließlich kontrolliert die ZANU-PF noch immer die Sicherheitskräfte und die Geheimpolizei. Andererseits besteht die Gefahr, dass Simbabwe ohne ausreichende Unterstützung wieder ins Chaos abgleitet. Die internationale Gemeinschaft steckt in einem Dilemma.

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erschienen in Ausgabe 7 / 2009: Finanzordnung: Was die Krise lehrt
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