Das Filmdrama des nigerianischen Regisseurs C. J. "Fiery" Obasi erzählt in kontrastreichen Schwarzweißbildern vom traditionellen Leben in einem abgelegenen Dorf in Guinea, in dem Mama Efe, eine Vermittlerin der Wassergöttin Mami Wata, das Sagen hat. Als ihre Kräfte schwinden, zetteln junge Männer im Namen des Fortschritts eine Revolte an.
Im kleinen Dorf Iyi am Golf von Guinea erhoffen sich die Bewohner seit jeher Schutz und Glück von der Wassergottheit Mami Wata – und suchen Rat bei Mama Efe, die als Assaï, als Vermittlerin im Diesseits wirkt. Der Name der Wassergöttin stammt aus dem Pidgin-Englisch und steht für "Mutter des Wassers". Im Vorspann erfahren wir, dass sie in West-, Zentral- und Südafrika sowie in der Karibik verehrt wird. Im Film bringen die Dorfbewohner Mama Efe als Dank für ihren Einsatz jeden Monat Geld und Lebensmittel.
Als Mama Efe einen kranken Jungen aus dem Dorf nicht mehr retten kann, stellt ihre wütende Tochter Zinwe die Führungsrolle ihrer Mutter und auch Mami Wata selbst in Frage. Auch einige junge Männer um den aufrührerischen Jabi, die endlich Elektrizität, Straßen und Schulen haben wollen wie andere Dörfer, bemerken den Machtverlust von Mama Efe. Als der geflüchtete Krieger Jasper an den Strand gespült wird, stellt er sich an die Spitze der jungen Rebellen, die sich gegen die Assaï auflehnen.
Der nigerianische Regisseur C. J. "Fiery" Obasi nimmt sich in seinem Film viel Zeit, um in gemächlichem Tempo die idyllische Szenerie in dem Dorf zu beschreiben, das sich von der Außenwelt und vom technischen Fortschritt weitgehend abgekoppelt hat. Als Zeichen ihres Glaubens und ihrer Kultur tragen die Bewohner leuchtend weiße Bemalungen im Gesicht und schmücken sich mit weißen Perlenketten. Immer wieder zeigt die Kamera die an die Küste brausenden Meereswellen, als warte sie auf die Ankunft der Gottheit. Häufig fügt Obasi Überblendungen zwischen dem Meer und anderen Schauplätzen ein, sie betonen nicht nur die enge Beziehung der Bevölkerung zum Wasser, sondern verstärken auch die poetische Atmosphäre der Inszenierung.
Parabel über blinden Fortschrittsglauben
Wie in vielen afrikanischen Filmen geht es auch in "Mami Wata" um das Ringen zwischen Tradition und Moderne. In der stringenten Parabel über blinden Fortschrittsglauben und zynische Machtgier stehen die Frauen eher für die Tradition, die Männer scheinbar für den Fortschritt. Um die traditionelle religiöse Lebensweise zu schützen, werden die Frauen aktiv. Eher beiläufig wirft der Film ein Schlaglicht auf die Spätfolgen des Kolonialismus: Die Waffen, die Jasper braucht, um seine Machtposition zu sichern, bringt ihm ein weißer Waffenhändler. Es ist einzige Weiße, der im Film auftritt.
Während der sehenswerte Film zunächst auf Zinwe fokussiert, die der Sage nach dem Meer entsprungen ist und damit als designierte Nachfolgerin von Mama Efe gilt, rückt später die freigeistige Prisca, die als Kriegswaise adoptiert wurde und als einzige Frau ein Motorrad fährt, ins Zentrum der Erzählung. Sie erweist sich als resoluter und resilienter als Zinwe und rettet diese einmal vor dem Ertrinken. Als Jasper und seine Gefolgsleute mit Schusswaffen eine Diktatur errichten, führt Prisca die Widerständler an.
Die träge dahinmäandernde Erzählung, die immer wieder von kommentierenden Schrifttafeln wie "Du solltest Angst vor Frauen haben" gegliedert wird, lässt zumindest für westliche Zuschauende einige Fragen offen. Welche Funktion hat etwa eine mysteriöse hellhäutige Frau mit Stab, die gelegentlich auftaucht? Schwächen wie die amateurhaft inszenierten Faustkämpfe und Schießereien oder Jaspers allzu reibungslose Machtergreifung lassen sich angesichts der erzählerischen Kraft und reizvollen Ästhetik der filmischen Reflexion über eine matriarchalische Community aber verschmerzen.
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