Spannende Einstiegslektüre

Isabel Günther, Kenneth Harttgen, Katharina Michaelowa: Einführung in die Entwicklungsökonomik. UVK-Verlag, München 2021, 250 Seiten, 29,90 Euro

Das Buch von Isabel Günther, Kenneth Harttgen und Katharina Michaelowa führt laienverständlich in die Entwicklungsökonomik ein und ist eingängig geschrieben. Allerdings bleibt es eher an der Oberfläche. 

Um es vorwegzunehmen: Das Lehrbuch, das die Wirtschaftswissenschaftlerin und Armutsforscherin Isabel Günther, der Entwicklungswissenschaftler Kenneth Harttgen und die Politologin Katharina Michaelowa zusammen herausgegeben haben, hält genau, was es verspricht – es ist eine Einführung. Sie nimmt Lesende an die Hand und leitet sie langsam und ausführlich durch die Teilbereiche der Entwicklungsökonomie. In klarer und relativ einfacher Sprache geschrieben, lässt sich dem Text gut folgen, manchmal liest er sich beinahe wie ein Zeitungsartikel. Das ist aber auch die Schwäche dieses Buches: Laut Klappentext richtet es sich vor allem an Studierende der Ökonomie und Politik, für die geht das Buch aber wahrscheinlich nicht genug in die Tiefe. 

Das Lehrbuch beginnt mit einem Klassiker – „Armut und Ungleichheit“. Nichts wird wohl öfter mit Entwicklungsländern und ihrer Wirtschaft verbunden. Das Autorentrio macht dem Leser den Einstieg leicht und arbeitet sich vor von allgemeinen Fragen wie der danach, wer als extrem arm gilt ( Menschen, die von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag leben) bis zu ökonomischen Fragen wie der, wie sich Ungleichheit am besten messen lässt. Hier offenbart sich eine große Schwäche des Buches. Denn nur die beiden gebräuchlichsten Indikatoren für Ungleichheit werden genauer erläutert: Der Gini-Index (Ungleichheit des Einkommens auf einer Skala von 0 bis 1), und der Palma-Index (Verhältnis der reichsten 10 Prozent zu den ärmsten 40 Prozent einer Einkommensverteilung).

Dabei gäbe es weitere Modelle: die Messung etwa der 50 Prozent Reichsten zu den 50 Prozent Ärmsten, oder den Vergleich von Median- und Durchschnittseinkommen. Gerade für Studierende, die Kernzielgruppe des Buches, sind diese Denkanstöße aber wichtig. Wer mehr über die Situation der Mittelschicht eines Landes herausfinden möchte, ist weder mit dem Gini- noch dem Palma-Index gut bedient, da beide vor allem die extremen Enden der Skala beleuchten. Hier hätte dem Lehrbuch eine etwas breitere Behandlung des Themas gutgetan.

Mathematische Herleitungen fehlen

Das Buch bespricht neben der titelgebenden Entwicklungsökonomik auch politische und gesellschaftliche Aspekte von Entwicklung. Ökonomie, Gesellschaft und Politik sind dabei schwierig voneinander zu trennen. Zum Beispiel bei der Frage, wa­rum noch immer Menschen an Malaria sterben. Wirtschaftliche Gründe dafür sind etwa die mangelnden finanziellen Ressourcen der Regierungen, die für die Gesundheitsversorgung aufgewendet werden könnten. Ein sowohl politischer als auch ökonomischer Grund ist, dass nur wenige Menschen in Ländern mit sehr geringem oder geringem Einkommen krankenversichert sind. Dass es an Fachkräften mangelt, ist sowohl ein politisches, gesellschaftliches als auch ein wirtschaftliches Problem. 

Entwicklungsökonomik und -politik werden so beispielreich und nah an der Realität erläutert. Das erleichtert Studierenden und Interessierten den Einstieg. Mathematische Herleitungen und ökonomische Modelle wurden dagegen weitgehend ausgeklammert, für Studierende vielleicht zu sehr.

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