Mit Tee und Kräutern gegen Malaria

Das Fieber. Regie: Katharina Weingartner, Österreich 2019, 99 Minuten, Kinostart: 29. April 2021. Der Filmverleih plant, den Film per Video-on-demand über sein Streamingportal w-film Online Kino vorab zu veröffentlichen

Während die Coronavirus-Pandemie ganze Kontinente lähmt, gerät das tödliche Wüten der Malaria in Vergessenheit. Die österreichische Dokumentarfilmerin Katharina Weingartner blickt auf afrikanische Initiativen, die den Malaria-Parasiten mit lokalen Mitteln bekämpfen.

Der Film beginnt mit einer erschütternden Zahl. „Malaria tötet alle 60 Sekunden ein Kind in Subsahara-Afrika“, heißt es auf einer eingeblendeten Schrifttafel. Die Wiener Autorin und Regisseurin Katharina Weingartner zeigt in eindringlichen Bildfolgen von Malaria-Patienten, wie die Infektionskrankheit noch immer jährlich Hunderttausende Menschenleben fordert. Zwar kann der Schweizer Konzern Novartis mit dem Kombinationspräparat Coartem ein Mittel liefern, das im Körper den Parasiten Plasmodium falciparum bekämpft, der die in Afrika vorherrschende tödliche Form der Malaria auslöst. Doch es ist für die meisten Menschen dort zu teuer. Zudem mehren sich Fälle, in denen der Parasit gegen das Medikament resistent wird.

Dabei gibt es laut Weingartner eine preisgünstige und hochwirksame Alternative: die Pflanze Artemisia annua, auf Deutsch Einjähriger Beifuß. Die traditionelle chinesische Medizin setzt das Kraut schon lange erfolgreich gegen Malaria ein. 1971 gelang es der chinesischen Pharmakologin Tu Youyou, den Wirkstoff Artemisin zu isolieren. Dafür erhielt sie 2015 den Nobelpreis für Medizin. 

Mit einem Tee aus der Pflanze behandelt die Heilpraktikerin Rehema Namyalo aus Masaka in Uganda viele Patienten, zeigt der Film. Sie lehrt in Kursen in ihrer kleinen Klinik, wie man das Mittel anwendet und wie die Menschen die preisgünstige Pflanze selbst anbauen können. Von ihr erfährt man, dass die Pflanze mehr als 240 Wirkstoffe enthält – damit entstehen Resistenzen nicht so schnell wie bei Coartem, das den Artemisia-Inhaltsstoff Artemether sowie den Wirkstoff Lumefantrin  enthält. Im Film ist die alleinerziehende dreifache Mutter mit ihrem Engagement in Therapie und Prophylaxe der heimliche Star.

Daneben porträtiert Weingartner drei weitere Protagonisten. Richard Mukabana, Professor für Biologie an der Universität Nairobi in Kenia, bekämpft mit dem für Mensch und Tier harmlosen biologischen Insektizid BTI die Larven der Malaria-Mücken  – auf den ursprünglich von britischen Kolonialherren angelegten Reisfeldern. Patrick Ogwang, Pharmakologe an der Mbarara-Universität in Uganda, hat in einer klinischen Studie mit 1000 Mitarbeitenden einer Blumenfarm am Victoriasee gezeigt, dass Artemisia-Tee gegen Malaria wirkt. Und der Lehrer Paul Mwamu aus Nyabondo in Kenia unterrichtet die Kinder seiner Klasse, von denen die meisten Angehörige durch Malaria verloren haben, wie sie sich gegen die Infektion schützen können.

Der Film ist unübersehbar von Zorn über Missstände geprägt und argumentiert einseitig. Er stellt fast ausschließlich selbstbewusste Afrikanerinnen und Afrikaner in den Vordergrund. Damit will er die gängigen Sehgewohnheiten im globalen Norden durchbrechen und vermeiden, die Malaria-Kranken in Afrika zu Opfern zu stilisieren. Dagegen kommen Vertreter der Pharmaindustrie, der Gates-Stiftung, der Weltgesundheitsorganisation und afrikanischer Regierungen nicht zu Wort, obwohl sie mit scharfer Kritik überzogen werden. So steuere die WHO die Zulassungsprozeduren für Heilmittel zugunsten westlicher Pharmakonzerne, warne eindringlich vor dem Gebrauch des Heilkrauts und drohte mit Sanktionen, heißt es in einer Einblendung.

Die WHO argumentiert dagegen, dass der Artemisiatee nicht präzise und angemessen zu dosieren sei und sich Resistenzen bilden könnten. Mit ihrer Position dürfte die Regisseurin deshalb heftige Diskussionen auslösen. Wie wichtig der Kampf gegen die Malaria für die Zukunft des Kontinents ist, macht am Ende das Fazit Ogwangs deutlich: „Wenn wir Malaria ausmerzen, wird Afrika die Armut überwinden.“
 

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