Die deutschen Dokumentarfilmerinnen Elke Sasse und Bettina Haasen blicken auf erfolgreiche Digitalisierungsprojekte und Start-up-Unternehmen in Kenia, Ruanda und Ghana.
Der Dokumentarfilm ist auf der DVD „Afrika_Digital.2 Start-ups und Künstler-Träume“ von EZEF zu finden. Diese enthält auch die kurzen oder mittellangen Filme „Algo-Rhythm“, „Zombies“ und „Chinafrika.mobile – Mobiltelefone auf dem Weg durch drei Kontinente“.
Durch den Film führt die deutsch-englische Wissenschaftlerin Géraldine de Bastion, die aufgrund ihrer langjährigen Vernetzung in der IT-Szene viele junge Vertreter der digitalen Gründergeneration in Afrika kennt und deren Entwicklungen in Kurzporträts vorstellt. Die Expertin, die jahrelang für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit und das Bundesentwicklungsministerium gearbeitet hat, will die Vorstellung durchbrechen, dass der arme Kontinent auf Innovationen aus dem reichen Norden angewiesen ist.
Stattdessen zeigt sie, wie junge schwarzafrikanische IT-Pioniere mit originellen Ideen Afrika so weit voranbringen, dass afrikanische Länder die nötige Hard- und Software für bedarfskonforme und praxisfeste Lösungen selbst herstellen können und durchaus das Potenzial haben, im IT-Sektor zu den Industriestaaten aufzuschließen oder gar mitzuhalten. So belegt das Beispiel des kenianischen Unternehmens M-Pesa, das bargeldloses Zahlen per Handy ermöglicht, dass Afrika westlichen Industriestaaten zuweilen voraus ist: M-Pesa hat in zehn Jahren 30 Millionen aktive Nutzer gewonnen und beschäftigt 300.000 Agenten, die als Mittelsleute für die Kunden Geldtransfers durchführen. Zum Vergleich: Nach einer repräsentativen Befragung des Beratungsunternehmens PwC aus dem Jahr 2019 nutzen erst 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zumindest gelegentlich Mobile Payment, in Österreich sind es 32 Prozent, in der Schweiz 35 Prozent.
Bei all ihren Reisestationen stellt de Bastion das jeweilige Land und dessen Entwicklungsniveau kurz vor und besucht die mal staatlich geförderten, mal privat finanzierten Innovationszentren in Nairobi, Kigali und Kumasi (Ghana). Dann trifft sie bei Lokalterminen auf die jeweiligen Projektleiter, die ihre Geschäftsideen erläutern. Zu den stets gleich aufgebauten Kurzporträts gehören eingeblendete Schrifttafeln, die die wichtigsten Eckdaten liefern. So erfährt man zum Taxiservice Safe Motos in Kigali, dass das 2015 gegründete Unternehmen inzwischen 400 Fahrer beschäftigt. Mit der Software kann man sicherheitszertifizierte Motorradtaxis bestellen, die in Kigali zu den wichtigsten Verkehrsmitteln zählen. Während die Kunden digital bezahlen, können die Fahrer ein digitales Sparbuch anlegen.
Kurze Gespräche mit Anwendern legen dar, wie die innovativen Geschäftsideen ihren Alltag erleichtern oder gar ihre Existenz sichern. So lobt in Ghana ein Kakaobauer, der nicht lesen kann, die Wettermeldungen und Anbauhinweise, die er von der Info-Plattform Farmerline per Sprachnachricht in seinem Dialekt mit seinem chinesischen Billighandy abrufen kann. „Seitdem geht es unseren Feldern besser“, sagt er.
Erwartungsgemäß erlauben es die durchweg optimistischen Kurzporträts nicht, in die Tiefe zu gehen. Probleme und Rückschläge bleiben meist ebenso außen vor wie kritische Nachfragen, etwa zu Finanzierungsweise, Nachhaltigkeit, Datenschutz oder Folgekosten. Klar wird aber allemal, dass die afrikanischen Gründer von der Kenntnis der Bedürfnisse der lokalen Märkte profitieren und mit Einfallsreichtum und Improvisationskunst punkten. In einer Art Fazit anlässlich des Africa Tech Summit Kigali arbeitet der Film heraus, dass die IT-Entwickler verstärkt versuchen, internationale Investoren zu gewinnen, weil es trotz guter Ansätze an Förderungen durch die nationalen Regierungen mangelt.
Zu dem Film gehören sechs Webclips, die in nur zwei Minuten mit Hilfe kurzweiliger Animationen sechs afrikanische Digitalprojekte präsentieren. Fünf davon kommen in „Digital Africa“ vor, der sechste Clip zeigt einen intelligenten Ampelroboter, den ein Frauenteam überwiegend aus recyceltem Material gebaut hat. Er regelt den Verkehr an einer vielbefahrenen Kreuzung in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo und hat in kurzer Zeit die Zahl der Unfälle dort um 40 Prozent reduziert.
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