Der Verfall und die Kunst – diese beiden Themen durchziehen den Roman von Edem Awumey, der wie sein Protagonist aus Togo stammt und in Kanada lebt. Das größte Thema jedoch ist die Erinnerung.
Awumey lässt dramatische Szenen aufleben, die Ito heimsuchen. Am Anfang des Romans denkt der Protagonist an Suizid, um die Invasion der Bilder in seinem Kopf zu stoppen, die er nicht aufhalten kann. In einem schaut er nach oben – und entdeckt über sich die rostigen Flügel eines Deckenventilators in seiner Wohnung, an dem er sich aufknüpfen könnte. Dann zieht sich die Schlinge um ihn zusammen – aber nicht in seiner Wohnung, sondern auf dem Gelände einer afrikanischen Universität, auf dem die Armee die Anführer von Protesten jagt. Knüppel schlagen auf Schädel ein, Kämpfer scharen sich um ihn, ihren Genossen Neto, der seinen Namen im Gedenken an den angolanischen Dichter und Revolutionär Agostinho Neto gewählt hat. Für Neto, also Ito, endet die Revolte in einem Gefangenenlager, aus dem er schließlich entkommt und nach Kanada flüchtet.
Damals, Ende der 1980er Jahre, bestand der revolutionäre Akt der Studentengruppe darin, das Theaterstück „Endspiel“ von Samuel Beckett zu inszenieren und dabei Parallelen zu ziehen zwischen „den Alten in Becketts Stück und den zerlumpten menschlichen Wracks in den Straßen unserer Stadt“. Seine Zelle teilte Ito mit einem erblindeten ehemaligen Lehrer, der ebenso wie er von Weltliteratur begeistert war. Er prophezeite Ito kurz vor seiner Flucht, dass in einem neuen Dasein die Nächte schwer für ihn sein würden, „vergiftet von quälenden Erinnerungen an das, was du hier erlebt hast“.
Zwanzig Jahre später, den nahen Tod vor Augen, nimmt Ito die Leser mit auf die Reise durch die Nacht. Das Buch – Awumeys vierter Roman – ist düster, morbide und kraftvoll zugleich.
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