Globale Migration – eine Einführung

Dieses Buch behandelt nicht in erster Linie Trends und Probleme der Migration, sondern verschiedene Theorien darüber. Es macht klar, wie stark gängige Vorstellungen über Migration von Vorurteilen und Interessen geprägt sind.

Das beginnt mit der Definition, wer Migrant ist. In Deutschland zum Beispiel gelten Nachkommen von Eingebürgerten seit 2005 offiziell als „mit Migrationshintergrund“ statt wie vorher schlicht als Deutsche. Andere europäische Staaten legen andere Kriterien an – das sind laut Schwenken immer politische Entscheidungen. Eine Folge sei, dass Statistiken zu Migration selten vergleichbar sind – und zudem, so zeigt sie, oft fehlerhaft.

Schwenken betrachtet dann gängige Erklärungsansätze für Migration. Theorien, die auf Push-Pull-Faktoren oder auf Kosten-Nutzen-Kalküle der Migrierenden abheben, erklärten wesentliche Aspekte nicht – zum Beispiel, warum aus ähnlichen Ländern ganz unterschiedlich viele Menschen abwandern. Andere Ansätze heben auf die Arbeitsnachfrage im Zielland ab oder auf historisch entstandene Migrationsmuster in der Weltwirtschaft. Keine Theorie reicht allein aus, sagt Schwenken; man sollte mehrere kennen – mit den jeweiligen Stärken und Schwächen.

Weiter zeichnet sie nach, woher die sogenannte Triple-Win-Theorie stammt. Die besagt, dass Migration zum Nutzen aller Seiten (Herkunfts- und Zielländer sowie Migranten) gesteuert werden kann und soll. Die Internationale Organisation für Migration, Forscher und Denkfabriken hätten das propagiert, um Einfluss und Renommee zu gewinnen. Der Ansatz verwandle politische Konflikte in scheinbar technische Fragen. Schwenken erklärt, warum das fragwürdig ist und Migrationssteuerung in der Praxis kaum je funktioniert. Ein Grund sei, dass Staaten, die billige Arbeitskräfte brauchen, nur so tun, als wollten sie Migranten fernhalten. In einem weiteren Kapitel bemängelt Schwenken, dass Frauen in Migrationstheorien kaum vorkommen. Dabei beeinflussten Geschlechterverhältnisse, wer wohin migriert, und Migration verändere diese Verhältnisse.

Die Debatte über Integration spart das Buch weitgehend aus. Es ist anspruchsvoll, aber insgesamt verständlich – auch wenn sich stellenweise Jargon einschleicht und mehr anschauliche Beispiele gut wären. Wer es gelesen hat, wird viele Theorien und Annahmen, die Schwenken auseinandernimmt, in öffentlichen Debatten über Migration wiedererkennen und sich weniger leicht von Statistiken und scheinbar plausiblen Behauptungen dazu irreführen lassen.

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