Stadtplanung, wissenschaftlich betrachtet

Die Autoren dieses Sammelbandes vergleichen mega-urbane Zentren im Hinblick auf ihre entwicklungspolitischen Folgen. Ihre Ausführungen sind allerdings eher für Theoretiker als für Praktiker geeignet.

1950 gab es auf der Erde ganze zwei Städte mit über 10 Millionen Einwohnern: New York und Tokio. 2015 gab es 29 solcher Megastädte, und in ihnen lebten 12 Prozent der Weltbevölkerung. Tokio hatte da schon 38 Millionen Einwohner, gefolgt von Delhi mit 25 Millionen und Schanghai mit 23 Millionen. Heute leben 54 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2050 könnten es zwei Drittel sein, so ein Szenario der Abteilung für Wirtschafts- und Sozialangelegenheiten der Vereinten Nationen.

Vor allem in Asien und Afrika wachsen die Städte immer schneller. Das stellt Städte- und Regionalplaner, aber auch die Organisationen der klassischen Entwicklungszusammenarbeit vor neue Herausforderungen, sowohl in den dynamischen urbanen Zentren als auch in den von vielen Menschen verlassenen ländlichen Gebieten.

Die Herausgeberinnen fassen in ihrem Buch die Erkenntnisse aus zwei Fallstudien in zwei „Mega Cities“ zusammen, Dhaka in Bangladesch und die Pearl-River-Deltaregion in China. Mehr als sieben Jahre (2006 – 2013) hatten 13 interdisziplinär zusammengesetzte Teams mit 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, China und Bangladesch in den beiden Städten geforscht. Sie betonen, das Buch sei für Wissenschaftler und „policy makers“. Das klingt vielversprechend, zumal ein derartiger Forschungsaufwand in der Entwicklungszusammenarbeit nicht gerade alltäglich ist.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass mit „policy makers“ solche des nationalen und internationalen Wissenschaftsbetriebs gemeint sind und keine tatsächlichen Stadtplaner. (So lauten in den beiden Ergebniskapiteln „Pathways“ und „Reflections and Outlook“ die Hauptpunkte unter anderem Koordination von multi-disziplinären Forschungsvorhaben, Auswahl von Forschungspartnern, methodische Herausforderungen internationaler interisziplinärer Forschung, Reflexion über den Forschungsprozess oder Reflexion über die Schnittstellen Wissenschaft-Praxis-Policy.

Eine vergleichende Studie über „Prozesse der formellen und informellen Organisation von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik“ in mega-urbanen Zentren ist aus entwicklungspolitischer Perspektive spannend und sicherlich aufschlussreich. Das Buch gibt das allerdings nicht her. Für entwicklungspolitisch Interessierte könnte jedoch der umfangreiche Quellenapparat nützlich sein.

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