Darf man über fanatische Islamisten lachen? Ja, natürlich, meint die iranischstämmige französische Regisseurin Sou Abadi. In ihrer satirischen Integrationskomödie nimmt sie aber nicht nur Vorurteile von Islamisten aufs Korn.
Die Pariser Politikstudenten Laila und Armand sind verliebt und freuen sich auf ein gemeinsames Praktikum bei den Vereinten Nationen in New York. Armand ist der atheistische Sohn eines Kommunisten und einer Feministin, die vor Jahrzehnten aus dem Iran eingewandert sind. Die maghrebinischen Eltern der säkularen Laila sind schon gestorben, sie kümmert sich um ihren kleinen Bruder.
Die Reisepläne der beiden drohen zu platzen, als Lailas älterer Bruder Mahmoud stark verändert von einem zehnmonatigen Aufenthalt im Jemen heimkehrt. Mit Kaftan, Häkelmütze, Gebetskette und Vollbart erscheint er als strenggläubiger Muslim, beansprucht die Rolle des Haushaltsvorstands, sperrt seine Schwester ein und verbietet ihr jeden Kontakt mit ihrem Freund. Notgedrungen verkleidet sich Armand als Lailas muslimische Studienkollegin Scheherazade, denn nur so kann er sie besuchen. Mit ihrem scheuen Auftreten, muslimischen Floskeln und schönen Augen verdreht Scheherazade dem verwirrten Mahmoud den Kopf.
Die Regisseurin Sou Abadi, 1968 im Iran geboren, als Teenager im Chomeini-Regime aufgewachsen und mit 15 Jahren nach Frankreich emigriert, weiß, wovon sie erzählt. Ihre schwungvolle Travestiekomödie beruht auf eigenen Erfahrungen, die sie in ihrem Drehbuch verarbeitet hat. Obwohl die Verwechslungsgeschichte im Ton leichtfüßig daherkommt, hat sie doch einen ernsten Hintergrund. Denn Abadi macht sich mit Mut zu satirischer Zuspitzung über die Auswüchse des Islamismus lustig, insbesondere, wenn es um die Rechte der Frau in der Gesellschaft geht.
Dabei spielt sie einfallsreich, wenn auch längst nicht immer subtil mit Vorurteilen, Stereotypen und Klischees. Mahmoud wird zum Opfer seiner übertriebenen Frömmelei und seines anachronistischen Frauenbildes: Je scheuer und schamhafter sich Scheherazade gibt, desto reizvoller wird sie für ihn. Und so sattelfest scheint er im Islam nicht zu sein, sonst würde er die religiöse Maskerade Armands durchschauen, der nur rasch den „Koran für Dummies“ gelesen hat.
Während Slapstick-Nummern wie die von Armand, der sich auf der Flucht vor Mahmoud im Niqab verheddert, zuweilen platt ausfallen, schlägt die Regie satirische Funken eher aus pointierten Dialogen. Einmal verschluckt Mahmoud die SIM-Karte des Mobiltelefons seiner Schwester, damit sie ihren Freund nicht mehr anrufen kann. Laila erklärt ihm darauf, die Karte werde mit Schweine-Gelatine hergestellt.
Auf der anderen Seite bekommt auch der säkulare französische Staat sein Fett ab. Denn in Frankreich ist die Verschleierung des Gesichts durch Burka oder Niqab im öffentlichen Raum seit 2011 verboten. Dennoch gelingt es dem verschleierten Armand im Straßenverkehr, sich mit aufmerksamen Gesetzeshütern zu arrangieren, die immer wieder ein Auge zudrücken. Auch gut integrierte Einwanderer mit radikalen Ansichten werden von Spott nicht verschont: So bekommt Armands atheistische, feministische Mutter fast einen Herzschlag, als sie aufgrund von eindeutigen Indizien glauben muss, ausgerechnet ihr Sohn habe sich dem Islam angeschlossen.
An manchen Stellen hätte man sich für die Culture-Clash-Komödie mehr Biss und Tiefgang gewünscht. So bleibt die Figur der emanzipierten, westlich gekleideten Laila hinter ihren Möglichkeiten zurück, wenn sie sich fast ohne Gegenwehr von ihrem fanatischen Bruder drangsalieren und einsperren lässt. Und die Regie interessiert sich leider auch nicht für die Frage, warum Mahmouds Kumpels aus den unterprivilegierten Pariser Banlieues in dieser Gesellschaft keine Chancen für sich sehen und so schnell auf die simplen Parolen der islamischen Fundamentalisten hereinfallen.
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